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Berlin 2030 Berlin Essay

© Gestaltung: Tagesspiegel | Foto: freepik

Neue Tagesspiegel-Serie Berlin 2030: Welche Visionen haben Sie für die Hauptstadt?

In unserer neuen Serie suchen wir konstruktive Lösungen für die Herausforderungen der Hauptstadt. Dafür sprechen wir mit Vordenkerinnen und Visionären. Und auch Sie können mitmachen.

Anke Myrrhe
Ein Kommentar von Anke Myrrhe

Stand:

Es gab diesen Moment zu Beginn des Jahres, als Kai Wegner (CDU) seine Vision für Berlin beschreiben sollte. Der Regierende Bürgermeister überlegte eine Weile und sagte dann: „In Berlin müssen die Basics funktionieren.“ Für Visionen, so lautet der Subtext dieser Aussage, ist in diesen harten Zeiten kein Platz.

Man kann das, je nach Gefühlslage, Pragmatismus nennen oder Fantasielosigkeit. Vielleicht war die Aussage ein verzweifelter Versuch Wegners, eine Art konservativer Helmut Schmidt des 21. Jahrhunderts zu werden. Der wollte Visionäre bekanntlich zum Arzt schicken. Doch zu welchem eigentlich? Auch die fehlen ja inzwischen an jeder Ecke.

Die Finanzlage katastrophal, die Digitalisierung in weiter Ferne, und in der Verwaltung spielen die Behörden weiter fröhlich Pingpong. Vermutlich würden viele Bewohner dieser Stadt Wegner sogar recht geben: Solange es nicht möglich ist, einen Termin beim Bürgeramt zu bekommen. Solange die Stadt derart rau und dreckig ist. Solange die kleinste Änderung im Straßenverkehr Jahre dauert – solange sollte man sich womöglich wirklich darauf konzentrieren, dass zumindest die Grundbedürfnisse erfüllt werden. Doch reicht das für den Anspruch einer Weltmetropole?

Und: Was bedeutet das für die Zukunft? Führt die Ideenlosigkeit im Heute nicht zwangsläufig zur Langeweile im Morgen? Im besten Fall. Im schlechtesten Fall sitzen wir dann konsterniert in einer schmutzigen Version anderer großer Metropolen, an die sich die Mietpreise angeglichen haben, die ansonsten aber all ihren Charme verloren hat.

Schwierige Zeiten erfordern besondere Kreativität, Saturiertheit führt zur Gemütlichkeit – und Ideenlosigkeit zur Einheitsstadt. „Berlin leidet unter einer Verdichtung durch Monokultur sowie einer Dominanz profitorientierter Immobilienprojekte – Malls, Shoppingzentren, Bürokomplexe und Luxuswohnanlagen“, sagt Dimitri Hegemann, Tresor-Gründer und Techno-Pionier, der die wilde Zeit des Aufbruchs nach der Wende in Berlin mitgeprägt hat. „Es braucht zukunftsweisende Konzepte, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren.“

Und genau das ist unser Ziel: Hegemann ist einer der 50 Menschen, die mit uns in den kommenden sechs Wochen die Zukunft der Stadt gestalten werden. Mit der neuen Serie „Berlin 2030“ öffnen wir einen Debattenraum. Wir helfen Berlin dabei, eine neue Vision zu entwickeln und positiv in die Zukunft zu schauen: Wie soll Berlin im Jahr 2030 aussehen? Welche Weichen müssen dafür jetzt gestellt werden? Welche konkreten Antworten gibt es aus der Stadtgesellschaft heraus für die drängenden Fragen unserer Zeit?

Das haben wir die Macher dieser Stadt gefragt, Vordenker und Visionäre, Wirtschaftsvertreter und Kulturschaffende, Stadtplaner und Wissenschaftlerinnen, Zukunftsforscher und Politikerinnen. Herausgekommen ist ein beeindruckender Strauß an Ideen, von der konkreten Initiative bis zur großen Vision. Gründerin Verena Pausder beispielsweise entwirft einen Campus für Start-ups nach Pariser Vorbild, Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal glaubt an ein Berlin, das zum Hotspot für Talente aus aller Welt wird. Ihren Beitrag lesen Sie hier. Und Dimitri Hegemann schlägt vor, die Mall of Berlin zum Kreativ- und Kulturzentrum umzubauen.

Ab sofort gibt es in der Printausgabe und auf allen digitalen Kanälen des Tagesspiegels jeden Tag eine Vision für Berlin. Kai Wegner hat übrigens auch eine beigesteuert. Und darauf können Sie sich schon freuen, denn sie enthält ein Versprechen: „Berlin wird schneller und einfacher werden.“ Darauf kommen wir gern zurück. Und Sie können übrigens auch mitmachen: Schicken Sie uns Ihre Vision für Berlin 2030 an checkpoint@tagesspiegel.de. Denn, wie drückt es der Architekt Christoph Langhof frei nach Einstein aus? „Wir beschäftigen uns mit der Zukunft – denn wir beabsichtigen in ihr zu leben.“

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