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Die Bezirkszentralbibliothek im Eva-Maria-Buch-Haus in der Goetzstrasse.

© imago/Joko

Update

Bezirksbibliothek Tempelhof-Schöneberg: Neue Volte im Fall der zerstörten Bücher

Nachdem in einer Bibliothek Bücher mutwillig beschädigt wurden, berichtete ein vermeintlicher Mitarbeiter über weitere Fälle. Später stellte sich heraus: Das war falsch.

Im rätselhaften Fall zerstörter Bücher in der Zentralbibliothek des Berliner Bezirks Tempelhof-Schöneberg gibt es ein weiteres merkwürdiges Kapitel. Am Mittwoch hatte sich ein vermeintlicher Mitarbeiter der Bibliothek an den Tagesspiegel gewandt und von vier weiteren zerstörten Büchern erzählt. Eine Mitarbeiterin bestätigte den Vorfall am Donnerstagmorgen zunächst, woraufhin wir darüber berichteten. Am Nachmittag stellte sich heraus: Das war falsch.

Kulturstadtrat Matthias Steuckardt (CDU) stellte klar, dass nur eines der genannten Bücher, „Von der Pflicht“ von Richard David Precht, überhaupt zum Bestand der Bibliothek gehöre. Dieses sei jedoch unversehrt. Wer sich fälschlicherweise als Bibliotheksmitarbeiter ausgegeben hatte, ließ sich zunächst nicht ermitteln.

Damit bleibt es bei 19 Büchern, die in der Vergangenheit mutwillig beschädigt worden waren. Bei den beiden bekannten Vorfällen traf es Titel, die sich kritisch mit rechten Tendenzen, linken Theorien oder mit der Geschichte des Sozialismus befassen.

„Ich verurteile diese Zerstörungen“, hatte Steuckardt nach dem ersten Vorfall mitgeteilt. „Auch meine Mitarbeiter sind beunruhigt, aber dieser Vorfall stärkt unsere Reihen. Wir wollen ein Signal setzen, dass wir uns nicht kleinkriegen lassen. Die Verwaltung will ein Zeichen der wehrhaften Demokratie setzen.“

Die Bibliothek hatte nach einem zweitem Vorfall eine Gesamtinventur gemacht und stieß auf ein erschreckendes Ergebnis: acht weitere Bücher waren zerstört, wurden aber erst zu diesem Zeitpunkt gefunden.

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Die zerstörten Bücher sind in der Bibliothek in einer Glasvitrine ausgestellt.

© Frank Bachner

Der oder die Täter sind unbekannt, Steuckardt vermutet, „dass sie aus dem Reichsbürger-Spektrum oder sogar aus dem rechtsextremen Bereich kommen“. Die Bücherei hat den Wachschutz, der jährlich in der Winterzeit kommt, einen Monat früher als üblich verpflichtet. Im Foyer der Bibliothek ist in einer Glasvitrine ein Teil der zerstörten Bücher ausgestellt, einschließlich der zerrissenen Seiten.

Die Bibliothek hat Steuckardt zufolge seit Jahren auch Probleme mit Schmierereien in den Innenräumen. Die Parolen gehörten zum Reichsbürger-Spektrum. Auch der Gehweg vor der Bibliothek sei schon wiederholt mit solchen Sprüchen beschmiert worden , sagte der CDU-Politiker. Diese habe man ebenfalls sofort beseitigt. Der Bezirksstadtrat erinnerte außerdem an die Beschädigung mehrerer Stolpersteine in Schöneberg kurz nach ihrer Verlegung im April. (Tsp)

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