zum Hauptinhalt
Ein Wehrmachtssoldat auf der Kanzel der Martin-Luther-Gedächtniskirche in Mariendorf

© Thilo Rückeis

Neues Kirchengesetz in Berlin-Brandenburg: Landessynode verbannt NS-Symbolik von Glocken und Orgelpfeifen

Hakenkreuze auf Glocken, SA-Leute auf Taufsteinen - die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg verpflichtet Gemeinden fortan zur "historischen Einordnung".

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg - schlesische Oberlausitz (EKBO) verbannt Darstellungen und Gegenstände mit antisemitischen oder rassistischen Bezügen aus ihrem geistlichen Leben. Die Landessynode beschloss dazu am Freitagabend in Berlin ein Kirchengesetz. Es schließt beispielsweise Kirchenglocken, Altarbilder, Lesepulte oder Taufsteine mit judenfeindlichen, rassistischen oder nationalsozialistischen Abbildungen oder Sprüchen vom liturgischen Gebrauch beispielsweise in Gottesdiensten aus

Das Gesetz verpflichte die Kirchengemeinden zudem, solche Gegenstände zu entfernen und „im pädagogischen und musealen Kontext“ zu präsentieren, sagte die EKBO-Beauftragte für Erinnerungskultur, Marion Gardai, der Deutschen Presse-Agentur. Gemeint ist damit eine historische Einordnung.

Gardei zufolge lösten zuletzt diverse Fälle, auf die das neue Kirchengesetz zielt, Diskussionen und Unsicherheit aus hinsichtlich des weiteren Vorgehens. Sie nannte zwei Kirchen in Berlin, in denen Hakenkreuze auf in der Nazizeit gegossenen Glocken prangten. Die Glocken seien inzwischen stillgelegt worden und würden nun in Heimatmuseen in den Bezirken Neukölln und Spandau gezeigt.

In anderen Fällen geht es Gardei zufolge zum Beispiel um Orgelpfeifen mit Darstellungen von Adolf Hitler und seiner Geliebten Eva Braun oder um einen Taufstein mit SA-Leuten in einer Kirche in Berlin-Mariendorf. Manche Kirchen verfügten über sogenannte Schmähplastiken mit judenfeindlichen Darstellungen, deren Ursprung bis ins Mittelalter zurückreiche, oder über Bilder von Menschen aus der Kolonialzeit mit diskriminierenden Darstellungen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

„Es geht nicht so sehr um die Zahl dieser Beispiele, sondern vielmehr um Haltung und konkretes Handeln“, sagte Gardei. Das Gesetz sei ein wichtiger Schritt in der kritischen Auseinandersetzung der Kirche mit ihrer unter anderem von Judenfeindlichkeit geprägten Vergangenheit. Dieser Prozess sei niemals abgeschlossen. Ein ähnliches Gesetz hatte nach EKBO-Angaben zuvor bereits die Pfälzer Landeskirche beschlossen.

Die Synode ist das Kirchenparlament. Das EKBO-Gebiet umfasst Berlin, weite Teile Brandenburgs und die Oberlausitz in Sachsen. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false