zum Hauptinhalt
Zisterziensermönch Pater Simeon Wester steht vor dem Gebäude des verlassenen Forsthauses Treppeln.

© Patrick Pleul/ZB/dpa

Update

Verhandlungen in Brandenburg laufen: Neues Kloster für Neuzeller Mönche

Die zurückgekehrten Zisterzienser-Mönche wollen in Neuzelle ein Neues Kloster bauen. Dazu stehen sie in Verhandlungen mit der Stiftung Stift Neuzelle.

Die nach Neuzelle zurückgekehrten Zisterzienser-Mönche wollen ein neues Kloster bauen. Dazu verhandeln sie mit der Stiftung Stift Neuzelle über den Verkauf eines 75 Hektar großen Waldstücks bei Treppeln (Oder-Spree). Der Stiftungsrat unter Vorsitz der früheren Brandenburger Kulturministerin Martina Münch (SPD) hatte den Verkaufsverhandlungen bereits zugestimmt.

Kommen diese zu einem erfolgreichen Abschluss, so müsse zunächst der Stiftungsrat den Verkauf genehmigen, ebenso wie das Finanzministerium und der entsprechende Ausschuss des Brandenburger Landtages, sagte Stiftungs-Geschäftsführer Norbert Kannowsky. Aufgrund der Regierungsbildung in Potsdam, die sich länger hingezogen hatte, sei das Ganze etwas ins Stocken geraten.

Das betreffende Anwesen wurde zu DDR-Zeiten vom Ministerium für Staatssicherheit genutzt, zuletzt waren auf dem Gelände zeitweise Flüchtlinge untergebracht. Mittlerweile stehen die Gebäude leer und verfallen.

Der Hintergrund:

  • Die Zisterziensermönche hatten in der ehemaligen Klosteranlage Neuzelle ein Priorat gegründet, um sich dort wieder anzusiedeln.
  • Inzwischen ist es ihnen dort jedoch zu unruhig geworden.
  • Abhilfe könnte ein versteckt liegendes Forsthaus in der Nähe schaffen

Tief geht es in den Wald bei Treppeln (Oder-Spree). Der unbefestigte Weg endet an verwitterten Ziegelmauern. Auf der einstigen Zufahrt ist ein Erdwall aufgeschüttet. Dahinter stehen, fast zugewachsen, verfallene und verlassene Gebäude. Der eigentlich eher trostlose Anblick entlockt Pater Simeon Wester ein strahlendes Lächeln. „Die Lage ist für ein Kloster einfach traumhaft, ein echter Rückzugsort. Die Stille hier kann man spüren“, sagt er.

Eine baufällige Baracke auf dem Gelände des verlassenen Forsthauses Treppeln.

© Patrick Pleul/dpa

Pater Simeon ist einer von sechs Mönchen, die es im August 2017 vom Stift Heiligenkreuz in Niederösterreich nach Neuzelle zog, um die dortige frühere Klosteranlage neu zu besiedeln. Ein Jahr später war dort ein Tochterkloster, Priorat genannt, gegründet worden. Doch inzwischen ist es den Mönchen im „Barockwunder Brandenburgs“, wie die über Jahre restaurierte Klosteranlage genannt wird, zu unruhig geworden: Zu viele Touristen besuchen das von der öffentlich-rechtlichen Stiftung Stift Neuzelle verwaltete und vermarkte Anwesen.

Mönche werden zum beliebten Fotoobjekt

In den einstigen Klostermauern befindet sich heute ein Gymnasium der Rahn-Schulen. Die Mönche kamen vorerst im katholischen Pfarramt unter, müssen für die sieben Gebete pro Tag quer über den Stiftshof zur Klosterkirche laufen. In ihrer schwarz-weißen Kleidung fallen sie sofort auf und werden fast immer zum beliebten Fotoobjekt.

Prior Pater Simeon spricht zudem von „fehlenden Entfaltungsmöglichkeiten“ auf dem Klostergelände. „Unsere Wiederansiedlung hat ein großes öffentliches Interesse bewirkt. Wir haben viele Anfragen von Menschen, die sich für eine gewisse Zeit aus ihrem normalen Leben zurückziehen möchten. Dafür fehlt uns aber schlichtweg der Platz“, macht er deutlich.

Umzug in ein verlassenes Forsthaus?

Bei der Suche nach einem neuen Standort entdeckten die Mönche das verlassene Forsthaus Treppeln mit insgesamt 75 Hektar Wald drumherum. Das Anwesen gehört zu den Ländereien des 1817 aufgelösten Klosters Neuzelle und damit jetzt zum Bestand der Stiftung Stift Neuzelle. Der Stiftungsrat unter dem Vorsitz der früheren Brandenburger Kulturministerin Martina Münch (SPD) habe inzwischen beschlossen, das Gelände an die Mönche zu verkaufen, bestätigt das Ministerium.

Das Gebäude des verlassenen Forsthauses Treppeln.

© Patrick Pleul/dpa

Mit den Vertragsverhandlungen sei die Stiftung beauftragt worden. „Ein Verkehrsgutachten liegt vor. Parallel muss der Flächennutzungsplan der Gemeinde Neuzelle, zu der Treppeln gehört, geändert werden“, informiert Stiftungs-Geschäftsführer Norbert Kannowsky.

Ehemaliges Erholungsobjekt des Staatssicherheitsministeriums in der DDR

Diese planungsrechtlichen Vorbereitungen seien kompliziert, da sich das Gelände im sogenannten Außenbereich von Siedlungen befinde und seit 15 Jahren verlassen war. Zu DDR-Zeiten hatte das Ministerium für Staatssicherheit dort ein Erholungsobjekt für seine Mitarbeiter eingerichtet. Nach der Wende gab es im Haupthaus noch einige Jahre Gastronomie. In benachbarte Baracken zogen zeitweilig Flüchtlinge ein.

Inzwischen sind die auf 14 Hektar verteilt liegenden Gebäude komplett verfallen und zugemüllt. Sie sollen für den Klosterneubau laut Pater Simeon abgerissen werden. „Klöster werden nach einem bestimmten architektonischen Konzept gebaut, eng angepasst an die Lebensweise der Zisterzienser. Da können wir hier von den alten Bauten nichts nachnutzen“, erklärt er.

Ein Glücksfall

Noch laufen die Verhandlungen, so Kannowsky. Kommen diese zu einem erfolgreichen Abschluss, so müsse zunächst der Stiftungsrat den Verkauf genehmigen, ebenso wie das Finanzministerium und der entsprechende Ausschuss des Brandenburger Landtages.

Aufgrund der Regierungsbildung in Potsdam, die sich länger hingezogen hatte, sei das Ganze etwas ins Stocken geraten. Dennoch sind sowohl die Stiftung als auch die Mönche optimistisch. Dass die Zisterzienser sich für die heruntergekommene Liegenschaft interessieren, sei für die Stiftung ein Glücksfall, sagt Geschäftsführer Kannowsky. „Wir hatten uns über Jahre vergeblich um eine Nachnutzung oder Renaturierung bemüht.“

Jeanette Bederke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false