Was macht die Familie?: Noch einmal Ruhe genießen
Wie ein Vater die Stadt erleben kann.
Gerüchten zufolge wird in Schönefeld vielleicht schon nächstes Jahr ein neuer Flughafen eröffnet. Demnach ist dieser Sommer wohl der letzte, in dem sich der Berliner Südosten in Ruhe genießen lässt. Mit diesem Gedanken im Kopf und Lina im Fahrradanhänger haben sich ein paar interessante Touren durch touristisch nur wenig erschlossene Gefilde ergeben.
Besonders reizvoll war es zwischen Bohnsdorf und der neuen A 113, die ja fast bis ins künftige Terminal führt. Hier befindet sich das sogenannte Baufeld Ost, das die Flughafengesellschaft nach der Wende für 200 Millionen Euro gekauft und später dann doch nicht gebraucht hat. Passiert halt – und hat ein reizvolles Stück Freiland hervorgebracht, über dem die Feldlerchen trällern und der Himmel ganz weit ist. Mittendurch führt ein Asphaltsträßchen, an dessen Seite ein Landschaftspark mit vielen bunten Blumen und sogar Hängematten angelegt wurde. Die sind zwar so grobmaschig, dass Lina mit ihren 13 Monaten fast durchfällt, aber dafür hat man sie zu jeder Zeit für sich allein, weil es offenbar sonst niemanden hierher verschlägt.
Der Weg dorthin führt entweder über eine Neubaustraße für ein bisher nicht vorhandenes Gewerbegebiet oder durch die Kleine Lindenstraße in Bohnsdorf. Nebenan – ausgerechnet in der Fliegenpilzstraße – verkauft die Flughafengesellschaft Baugrundstücke, die mangels Interessenten inzwischen ebenfalls hübsch bewachsen sind. Vielleicht liegen sie zu dicht an der Einflugschneise, und beim Lärmschutz hat die Flughafengesellschaft die Leute bekanntlich systematisch übers Ohr … – ups, jetzt ist das Kind aufgewacht.
Also schnell weiter in die zu Schönefeld gehörende „Siedlung Hubertus“. Hier grasen stolze Pferde, bei deren Anblick Lina beiläufig „Muh!“ sagt. Statt Pferden scheinen ihr eher Jungsthemen zu liegen, wie ein weiterer Ausflug zeigte: An der Baustelle der hübsch entlang der Dahme fahrenden Uferbahn (Tram 68) war Lina kaum wegzulocken von den Schweißbrennern, Trennschleifern und Rollrasenrollern. Es war keine von diesen Baustellen, auf denen acht Mann dem Beton beim Trocknen zugucken, sondern Riesengewusel. Ein schöner Kontrast zu der wilden Badestelle an der Bammelecke, an der sich schon frühmorgens alte Männer zum Toasten niederlegen. All inclusive, denn hier herrscht FKK. Die Ersatzbusse der BVG fahren hier allerdings nicht vorbei. Stefan Jacobs
Ab 6. August wird auf der Uferbahn schon wieder gebaut. Bis dahin fährt sie aber auf der schönen Originalstrecke zwischen Grünau und Schmöckwitz – Halt am Strandbad Grünau inklusive. Das Wasser ist hier bisher in diesem Sommer relativ klar.