zum Hauptinhalt

Berlin: Norddeutsche Regierungschefs fordern schnellen Ausbau der Trasse für Tempo 220

Das Aus für den Transrapid zwischen Berlin und Hamburg bringt für die Bahn frischen Schwung. Statt mit maximal 160 km/h sollen die Züge als Transrapid-Ersatz in Zukunft mit Tempo 220 über die Gleise rasen.

Das Aus für den Transrapid zwischen Berlin und Hamburg bringt für die Bahn frischen Schwung. Statt mit maximal 160 km/h sollen die Züge als Transrapid-Ersatz in Zukunft mit Tempo 220 über die Gleise rasen. Heute erreichen sie gerade das Tempo der Vorkriegszeit. Die norddeutschen Regierungschefs machten gestern auf einem Treffen noch einmal Dampf zum Ausbau der Strecke auf ICE-Niveau. Anschließend solle auch die Verbindung über Stendal nach Berlin ("Amerika-Linie") ausgebaut werden. Dafür solle ein Teil der für den Transrapid vorgesehenen Gelder verwendet werden. Im Bundestag kündigten Vertreter der Koalition an, die Stecke bis zum Herbst 2001 auszubauen.

Die Bahn entwickelt bereits ein Konzept, in welcher Zeit und zu welchen Kosten die Strecke über Wittenberge für höhere Geschwindigkeiten fit gemacht werden kann. Während der Transrapid knapp 60 Minuten unterwegs sein sollte, will es die Bahn nun in gut 90 Minuten schaffen. Für 4,4 Milliarden Mark war die 270 Kilometer lange Verbindung zwischen beiden Städten in den vergangenen Jahren als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit saniert worden. Aber nur halbherzig. Als die damalige CDU/FDP-Bundesregierung 1992 beschlossen hatte, zwischen Berlin und Hamburg die Magnetschnellbahn schweben zu lassen, wurde das Ausbauprogramm der Bahnstrecke eingestampft. Statt für Tempo 200 wurde die Strecke nur für Geschwindigkeiten bis 160 km/h ertüchtigt.

So blieben rund 50 Bahnübergänge bestehen, deren Ersatz durch Unter- oder Überführungen durchschnittlich zwischen 7 und 10 Millionen Mark kosten würde. Die Züge dürfen nach einer Anordnung des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) Schrankenanlagen aber nur mit höchstens 160 km/h passieren. Bahnchef Hartmut Mehdorn und die Länderchefs hoffen nun auf eine Ausnahmegenehmigung durch das EBA. Kritiker der strengen Vorgabe wenden schon seit Jahren ein, dass es bei einem Unfall kaum noch einen Unterschied mache, ob ein Auto von einem Zug bei Tempo 160 oder 200 erfasst werde. Eine jahrelang gewährte Ausnahmeregelung für eine Strecke in Norddeutschland war vom EBA zurückgenommen worden. Vom EBA gab es gestern auf Anfrage keine Stellungnahme.

Bahnchef Mehdorn will die Züge spätestens in zwei Jahren sogar mit 220 km/h "Spitze" einsetzen. Bis dahin lassen sich die Übergänge nicht ersetzen. Erforderlich ist jeweils ein aufwendiges Genehmigungsverfahren. Zudem müssen sich die Kommunen an den Kosten beteiligen. Und den Gemeinden fehlt das Geld. So kann Mehdorn zunächst nur auf eine Ausnahmegenehmigung hoffen.

Ohnehin sind rund 350 Millionen Mark erforderlich, um höhere Geschwindigkeiten zu ermöglichen. Angepasst werden müssen die Signalanlagen und zum Teil die Oberleitung. Zudem bremsen mehrere Brücken, die nur 160 km/h zulassen, die schnellen Züge. Und im Bahnhof Wittenberge beginnen erst jetzt die aufwendigen Umbauarbeiten, was die Züge ebenfalls zum Langsamfahren zwingt.

Was mit Ausnahmeregelungen möglich ist, zeigte die Reichsbahn bereits 1931. Der von einem Propeller am Heck angetriebene "Schienenzeppelin" sauste mit 230 km/h über die Gleise - mit Schranken. Planmäßig verband der "Fliegende Hamburger" dann von 1933 an bis zum Krieg mit Tempo 160 beide Städte in 2.18 Stunden. Schneller ist das einzige ICE-Paar auch heute nicht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false