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Berlin: Ohne Moos nix los

Das Gefühl trügt nicht: Januar ist traditioneller Monat des leeren Geldbeutels

Erschreckte Mienen am Kontoauszugsdrucker, Krisensitzung am heimischen Abendbrottisch angesichts der klammen Familienkasse – wer gerade Ebbe im Portemonnaie hat, ist in guter Gesellschaft. Egal ob Freunde oder Kollegen - trotz der frischen Aufschwungswinde in Deutschland klagen allen über ihre persönliche Finanzflaute am Jahresanfang. Außergewöhnlich oder gar ein Grund zur Panik ist das aber nicht. „Januar ist liquiditätsmäßig nicht der günstigste Monat“, formuliert es Tobias Lukas von der Unternehmenskommunikation der Berliner Volksbank diplomatisch.

Empirische Zahlen, die das Phänomen belegen, dass im Januar am Ende vom Dispo besonders viel vom Monat übrig zu sein scheint, gibt es aber nicht. „Doch der gesunde Menschenverstand sagt einem das ja: erst Weihnachten, dann die am Jahresanfang fällig werdenden Versicherungen und Jahresbeiträge – da kommt schon was zusammen“, sagt der Mann von der Volksbank. Die Erkenntnis kommt auch diesmal zu spät: Wer zu Weihnachten nicht knausern wollte und seine Gattin per Kreditkarte mit Diamanten behängt hat, zuckt zusammen, wenn im Januar die Abrechnung ins Haus flattert. Und auch der gebuchte Winterurlaub, auf den sich die ganze Familie schon freut, verursacht den Absturz in die Miesen. Unterstützt durch die Abbuchungen der Halb- oder Ganzjahresbeiträge für die Auto- oder Lebensversicherung.

Und wie geht’s dann bitte schön weiter? Februar ist schließlich noch lange hin. Konsumverzicht trotz galoppierender Rabatte, den Chef um Vorschuss bitten, aussitzen, oder sich sogar zur Schuldnerberatung wagen? In der Neuköllner Schuldnerberatung ließen sich gestern zur Sprechstunde immerhin 70 Berliner statt der sonst üblichen 30 blicken. Das sei typisch für den Jahresanfang, sagt Leiter Sven Gärtner. Einmal, weil sich bei vielen die eh schon kritische Finanzlage am Jahresanfang zuspitzt, dann nehmen sich viele Neujahr vor, endlich ihre Finanzprobleme anzugehen, und in Einzelfällen auch, weil das Konto im Januar plötzlich kräftig ins Minus gerutscht ist.

„Man sollte sowieso nicht vom Dispo leben“, sagt Sven Gärtner salomonisch, „ein Dispo von 8000 bis 10000 Euro ist die teuerste Art sich zu verschulden.“ Der Tipp des Profis gegen den Schwund im Geldbeutel: ein Haushaltsplan inklusive knallharter Analyse, wohin eigentlich die familiären Gelder fließen und ob man nicht womöglich überversichert ist. Eine Aufstellung aller langfristigen Kosten und Abbuchungen, die regelmäßig zum Quartal oder Halbjahr anstehen, gehört selbstverständlich dazu. Denn eins steht fest: Im Dezember ist wieder Weihnachten, und der nächste Jahreswechsel mit seinen Abbuchungen fällt auch 2008 auf den 1. Januar.

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