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"Occupy Berlin": Okkupation auf Umwegen

Kapitalismuskritiker demonstrieren auch an diesem Samstag wieder in Berlin und sie planen nach der Demo nun die Umzingelung des Reichstags.

In anderen Metropolen haben sich in den vergangenen Wochen bis zu zehntausend Demonstranten versammelt – in Rom, London oder New York legten sie aus Protest gegen die aktuelle Wirtschaftsordnung, die Krisenpolitik der Regierungen und die Macht der Banken zeitweise ganze Stadtteile lahm. In Berlin ging es am Sonnabend nicht ganz so heftig zur Sache, vermutlich auch, weil die Demonstration durch Mitte erst vor wenigen Tagen angekündigt worden war. Dem Aufruf linker Gruppen unter dem Motto „Die Krise heißt Kapitalismus“ folgten dennoch viele Berliner – die Organisatoren sprachen von 3000 Teilnehmern, die Polizei will während der Demonstration nur knapp 1000 gezählt haben. „3000 Menschen innerhalb von drei Tagen Mobilisierungszeit auf die Beine zu bringen ist ein schöner Erfolg“, sagte Michael Prütz, der Sprecher der Organisatoren.

Diese fordern unter anderem einen Mindestlohn von zehn Euro pro Stunde, die Vergesellschaftung der Banken und Solidarität mit der vom Spardiktat geplagten Bevölkerung Griechenlands. Auch in Frankfurt am Main demonstrierten am Sonnabend mehrere hundert Menschen. In Anlehnung an die amerikanische Protestlosung „Occupy Wallstreet“ forderten die Demonstranten in Mitte nun „Occupy Berlin“. Vom Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus ging es über Tor- und Dorotheenstraße zum Brandenburger Tor. Die ursprüngliche Route über die Straße Unter den Linden war von der Versammlungsbehörde wegen einer anderen Veranstaltung nicht genehmigt worden.

Auch wenn der Protestzug ohne große Zwischenfälle verlief, berichteten Teilnehmer, dass Polizisten „eifrig Transparente beschlagnahmt“ hätten. „Wir werden uns sehr genau überlegen, ob wir zukünftige Demonstrationen überhaupt noch anmelden“, sagte Veranstaltungssprecher Prütz. Vom Polizeipräsidium selbst heißt es, die Proteste seien friedlich gewesen. Die Veranstalter kündigten an, man werde nun für den 12. November dieses Jahres mobilisieren, dann sollen „viele tausend Menschen“ den Reichstag umzingeln.

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