zum Hauptinhalt

Berlin: Opern-Manager Peter Sauerbaum

Bürstenhaarschnitt, runder Kopf über einem schwarzen offenen Hemd, randlose Brille, ein Energiebündel sitzt mir gegenüber im Café Einstein. Ein von Kunst durchwobener Lebenslauf sprudelt da aus dem Menschen heraus, der neben der neuen Intendantin Kirsten Harms die Geschäfte der traditionsreichen Deutschen Oper verantwortet.

Bürstenhaarschnitt, runder Kopf über einem schwarzen offenen Hemd, randlose Brille, ein Energiebündel sitzt mir gegenüber im Café Einstein. Ein von Kunst durchwobener Lebenslauf sprudelt da aus dem Menschen heraus, der neben der neuen Intendantin Kirsten Harms die Geschäfte der traditionsreichen Deutschen Oper verantwortet. Der Vater, Heinz Sauerbaum, war ein begnadeter Tenor, die Mutter – heute 84 – Primaballerina. Zur Schule ist er zunächst in Mannheim gegangen und dann in Berlin. Nach dem Abitur folgte ein ordentliches JuraStudium an der FU. Gesang hat er zwar bei seinem Vater studiert, aber der habe ihm eine Karriere als Sänger „verboten“. Eigentlich, sagt Peter Sauerbaum, hatte er als Junge „Tänzerin“ werden wollen. Tatsächlich aber hat er dann Fußball gespielt und ist Marathon gelaufen.

Die Fähigkeit, im Team zu spielen, Geschick und Ausdauer braucht er auch in seinem Job, den er seit Herbst 2002 macht. Mit 550 Mitarbeitern versuchen sie den hohen Anspruch dieses ganz großen deutschen Opernhauses einzulösen. 45 Millionen Euro stehen dafür im Jahr jetzt noch zur Verfügung. Die eigenen Einnahmen erreichen trotz einer wieder besseren Auslastung von 68 Prozent nur 6,5 Millionen Euro. Die Differenz kommt aus dem knappen Berliner Haushalt. Künftig wird der Sparzwang noch härter. Auf insgesamt 16,8 Millionen Euro müssen die drei Berliner Opernhäuser und das Staatsballett bis 2009 zusätzlich verzichten.

„Das Kerngeschäft ist die Kunst“, sagt der kaufmännische Leiter; aber es ist eben auch ein wirtschaftlicher Betrieb. Im Umgang mit solchen „Zwittern“ hat der kunstsinnige Verwaltungsjurist reiche Erfahrungen. Drei Jahre in der Rechtsabteilung der FU, von 1977 bis 1992 persönlicher Referent des Kultursenators, dann designierter Direktor an der Staatsoper und Intendant am Berliner Ensemble. Als Peymann das Zepter dort übernahm, wurde Sauerbaum für ein Jahr „Chefcontroller“ am Deutschen Theater. Dann folgten zwei Jahre als Geschäftsführer des Jüdischen Museums. Wahrlich eine reiche Vergangenheit.

Zu ihr gehört auch seine erste Ehe (mit 21!) mit zwei Kindern. Zwillinge hat er mit seiner zweiten Frau, einer Werbefachfrau, in die er sich „Hals über Kopf“ und nachhaltig verliebt hat. Durch sie hat er zum jüdischen Glauben gefunden – heute ist er in der Gemeinde in Berlin aktiv. Die Stadt, sagt er „ist meine Heimatstadt geworden“. Sie sei faszinierend, aber sie habe einen „genetischen Defekt, den mangelnden Respekt für künstlerische Leistungen“. Er ärgere sich zum Beispiel „grün und blau“, dass im Programm „Winterzauber“ der Berlin Tourismus Marketing „keines der großen Häuser überhaupt nur erwähnt wurde“. Gerade ihretwegen kämen doch viele Millionen Besucher nach Berlin.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

Peter Sauerbaum ,

geboren 1945 in Halle an der Saale. Jurist, geschäftsführender Direktor der Deutschen Oper Berlin und Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“.

-

Zur Startseite