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Die Notfall-Informations- und Nachrichten-APP «NINA» des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ist auf einem Smartphone-Display zu sehen.

© Rolf Vennenbernd/dpa

Update

Panne beim Katastrophen-Alarm: Warum „Nina“ erst nach einer halben Stunde warnte

Sirenen und Warnmeldungen waren für den ersten bundesweiten Probealarm angekündigt. Doch in Berlin und andernorts war die Verwunderung groß: Es blieb still.

Der erste bundesweite Warntag hat am Donnerstag deutliche Lücken bei der Alarmierung der Bevölkerung offenbart. Zum einen wurde deutlich, dass es vielerorts gar keine Sirenen mehr gibt. Zum anderen kam die Gefahrenmeldung der Warn-Apps „Nina“ und „Katwarn“ erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf vielen Smartphones an. Die galt unter anderem für Berlin und Potsdam, aber auch Teile von NRW.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn erklärte diese Panne mit der zeitgleichen Auslösung einer Vielzahl von Warnmeldungen.

Präsident Christoph Unger sagte in Mannheim: „Erste Analysen haben ergeben, dass um 11 Uhr nicht nur zentral die Warnung ausgelöst worden ist, sondern viele andere angeschlossene Leitstellen ebenfalls eigenständig Warnungen ausgelöst haben, so dass es zu einer Überlastung des Systems gekommen ist. Dies muss für den nächsten Warntag noch viel deutlicher abgestimmt werden.“ Gegebenenfalls müssten entsprechende technische Vorkehrungen getroffen werden.

Auf Twitter informierte das BBK ebenfalls über die verspätet versendete bundesweite Warnmeldung über das sogenannte Modulare Warnsystem (MoWaS). Dort hieß es ebenfalls: „Grund dafür ist eine nicht vorgesehene zeitgleiche Auslösung einer Vielzahl von Warnmeldungen über MoWaS gewesen.“ Das im Vorfeld besprochene Auslösekonzept habe hingegen eine reine Auslösung durch den Bund vorgesehen.

Das Bundesamt sieht darin dennoch einen Nutzen: „Dieses Phänomen liefert wichtige Erkenntnisse für den Ausbau von MoWaS und die notwendige weitere Abstimmung zwischen den beteiligten Stellen in Bund und Ländern und wird in der weiteren Entwicklung von MoWaS berücksichtigt“, so das Bundesamt.

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Mancherorts bekam die Bevölkerung vom Probealarm zunächst gar nichts mit. Für München erklärte etwa ein Feuerwehrsprecher, es gebe in der Landeshauptstadt seit vielen Jahren keine Sirenen mehr. Sie seien nach dem Ende des Kalten Kriegs nach und nach abgebaut worden.

Nina meldete sich erst mit einer halben Stunde Verspätung

In sozialen Netzwerken äußerten sich viele Nutzer verwundert darüber, dass Sirenen nicht heulten. Zudem gab es zahlreiche Nutzer, die klagten, dass auch die amtlichen Warn-Apps stumm blieben.

Die Warn-App „Nina“ war nach der Auslösung des Alarms um 11.00 Uhr am Donnerstagvormittag bei vielen Nutzern still geblieben. Die angekündigte Warnmeldung und die anschließende Entwarnung tröpfelten erst stark verspätet ein.

In Berlin und Potsdam meldete sich „Nina“ mit einer halben Stunde Verspätung um 11.31 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt war um 11.20 Uhr auf anderen Kanälen bereits wieder Entwarnung gegeben worden.

Brandenburger Staatssekretär Schüler: Werden Möglichkeiten prüfen, das Sirenennetz weiter auszubauen

Uwe Schüler, Staatssekretär im Brandenburger Innenministerium, sprach in einer ersten Warntag-Auswertung nach Angaben des Innenministeriums von einem erfolgreichen Verlauf, der aber gezeigt habe, wo Verbesserungen notwendig seien: „Die bundesweite Probewarnung über das Modulare Warnsystem konnte nur verspätet zugestellt werden. Grund dafür war die nicht vorgesehene zeitgleiche Auslösung einer Vielzahl regionaler Warnmeldungen über MoWaS, wegen derer die zentrale, bundesweite Auslösung durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe unterbrochen wurde. Aber aus solchen Schwierigkeiten lernen wir. Deswegen ist es gut, dass der Warntag ab jetzt jedes Jahr stattfindet.“

In Brandenburg seien das MoWaS sowie die Warn-Apps Nina und Katwarn sowie „eine Vielzahl der aktuell vorhandenen 2250 Sirenen“ ausgelöst worden, so Schüler. „Aus technischen Gründen konnten jedoch nicht in allen Städten und Gemeinden Sirenen aktiviert werden.“ Ein flächendeckendes Sirenennetz, wie es noch vor 30 Jahren existiert habe, gebe es heute nicht mehr. „Um perspektivisch alle Bürger mit Sirenensignalen vor möglichen Gefahren warnen zu können, werden wir Möglichkeiten prüfen, das vorhandene Sirenennetz weiter auszubauen.“

Erstmals seit der Wiedervereinigung war am Donnerstag um 11.00 Uhr ein bundesweiter Probealarm ausgelöst worden. Der sogenannte Warntag dient als Vorbereitung auf Gefahrenlagen wie schwere Unwetter, Überschwemmungen, Chemieunfälle oder auch Terroranschläge.

In Berlin heulten die Sirenen planmäßig nicht

Eingebunden werden sollten alle vorhandenen Warnmittel wie beispielsweise Warn-Apps, Radio und Fernsehen, digitale Werbetafeln, Sirenen und Lautsprecherwagen. In Köln etwa heulten um Punkt 11.00 Uhr die Sirenen. In Berlin heulten sie - planmäßig - nicht. „Eine Entwarnung wird um 11.20 Uhr übermittelt“, teilte das federführende Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn mit.

So geschah es auch - außer in Berlin und Potsdam. Auch in NRW soll sie laut Twitter-Usern nicht funktioniert haben.

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Lediglich die Entwarnung kam als Push-Nachricht auf die Handys.

Die Warn-App „Nina“ wird derzeit von rund 7,6 Millionen Menschen genutzt. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie wurde sie deutlich häufiger heruntergeladen. Über die App warnt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe vor Gefahren wie Bränden, radioaktiver Strahlung, Stromausfällen, Erdbeben oder Überschwemmungen.

Auf Twitter machten sich User über die Fehlfunktion lustig:

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Der Probealarm, der von Bund und Ländern gemeinsam ausgeführt wird, soll künftig an jedem zweiten Donnerstag im September stattfinden. Das BBK verfolgt damit zwei Ziele: Zum einen soll die Warntechnik getestet werden.

Zum anderen sollen sich die Bürgerinnen und Bürger mit den verschiedenen Warntechniken vertraut machen. Denn es habe sich gezeigt, dass Menschen in Krisensituationen vor allem auf Bekanntes zurückgriffen, sagte BBK-Präsident Christoph Unger. (mit dpa, Christoph Driessen)

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