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Berlin: Picassos Pate

VON TAG ZU TAG Andreas Conrad über den Schmelztiegel der Kunst Für New York haben sich unter Weltbürgern zwei metaphorische Namen eingebürgert: Big Apple und Melting Pot. Vorerst dürfte niemand unser finanziell ausgedörrtes Berlin mit einem saftigen Apfel vergleichen, als Schmelztiegel aber gehen wir allemal durch, nicht nur in Kreuzberg und Neukölln.

VON TAG ZU TAG

Andreas Conrad über

den Schmelztiegel der Kunst

Für New York haben sich unter Weltbürgern zwei metaphorische Namen eingebürgert: Big Apple und Melting Pot. Vorerst dürfte niemand unser finanziell ausgedörrtes Berlin mit einem saftigen Apfel vergleichen, als Schmelztiegel aber gehen wir allemal durch, nicht nur in Kreuzberg und Neukölln. Nach den Erfahrungen der letzten Tage scheint es sogar fraglich, ob die Qualitäten unserer kleinen Metropole wirklich im Legieren diverser nationaler Elemente liegen oder nicht eher auf kulturellem Sektor. Fragen wir beipielsweise, was unser neues MoMA und die Mafia gemeinsam haben. Sie reagieren schockiert, antworten wie aus der Pistole geschossen: Nichts? Das ist ehrenwert, trifft die Wirklichkeit aber nur bedingt. Denn ausgerechnet Robert de Niros Alter Ego, die Stimme Vito Corleones, erläutert Pinselstrich für Pinselstrich, steht mithin Pate für Picasso. Und ist die Kunstschau nicht eines jener Angebote, die man nicht ablehnen kann? Eines, das jeder Freund der Farben unter allen Umständen akzeptieren muss, und leuchtete auch draußen die Sonne stärker, als sie es bei van Gogh je vermochte? Nun müssen sich nur noch karnevalsflüchtige Rheinländer in die Warteschlangen einreihen – und unser Schmelztiegel der kulturellen Motivationen brodelt stärker als in Downtown Manhattan.

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