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Umbenennung soll bis Frühjahr 2026 stattfinden: Berlin bekommt einen Margot-Friedländer-Platz
Nach der Holocaust-Überlebenden Friedländer soll der Platz vor Berlins Landesparlament benannt werden. Die Bezirksbürgermeisterin rechnet mit einer Umbenennung bis Frühjahr nächsten Jahres.
Stand:
Der Platz vor dem Berliner Abgeordnetenhaus in Mitte wird künftig den Namen der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer tragen. Das teilten der Regierende Bürgermeister Kai Wegner und Parlaments-Präsidentin Cornelia Seibeld (beide CDU) am Mittwoch mit. Wenn alles läuft wie geplant, soll der Platz im Herzen Berlins spätestens an ihrem ersten Todestag ihren Namen tragen.
Das Landesparlament habe dann offiziell die Adresse Margot-Friedländer-Platz 1, sagte Seibeld bei der Vorstellung der Pläne im Abgeordnetenhaus. Die Idee dazu geht auf die Parlamentspräsidentin zurück.
Es sei klar gewesen, dass Friedländer eine besondere Ehrung und einen besonderen Ort verdiene, sagte sie. Sie sei nicht nur Ehrenbürgerin Berlins, sondern vor allem eine ganz besondere, warmherzige Frau gewesen, die Generationen von Schülerinnen und Schülern in Berlin ein Erinnern mit auf den Weg gegeben habe, das unersetzlich sei.
Ortswahl laut Regierendem im Sinne Friedländers
In der Diskussion waren in den vergangenen Monaten auch andere Orte. Wegner sagte, er sei überzeugt, dass der Vorschlag, den Platz vor dem Abgeordnetenhaus nach ihr zu benennen, Friedländer am meisten gefallen hätte.
„Ich bin mir ganz sicher, dass sie heute wahrscheinlich irgendwo in diesem Raum heimlich sitzt und zuschaut, lächelt mit ihren ganz großen Augen und ganz leise Danke sagt, dass dieser Ort an sie erinnert.“

© dpa/Christoph Soeder
Senat muss Ausnahme für Umbenennung beschließen
Die Bezirksbürgermeisterin von Mitte, Stefanie Remlinger (Grüne), wies darauf hin, dass der Senat noch eine Ausnahme von der Regel beschließen müsse, nach der bei einer Straßenbenennung fünf Jahre nach dem Tod des Namensgebers abzuwarten sind.
Anschließend hole der Bezirk Stellungnahmen unter anderem der Straßenverkehrsbehörde und anderer Bezirke ein. Die Benennung des Platzes werde schließlich im Amtsblatt veröffentlicht und könne dann drei Monate später wirksam werden. Damit sei im Frühjahr 2026 zu rechnen.
Friedländer wurde 1921 in Berlin geboren. Ihre Eltern und ihr Bruder wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Sie selbst überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt und emigrierte nach Ende des Zweiten Weltkriegs in die USA. 2010 kehrte sie im hohen Alter in ihre Heimatstadt zurück.
Sie setzte sich unermüdlich für die Erinnerung an den Holocaust, für Verständigung und Toleranz ein. Friedländers eindringlichster Appell war: „Seid Menschen.“ Friedländer starb mit 103 Jahren im vergangenen Mai. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt.
Seitdem hatte es verschiedene Vorschläge gegeben, ihrer in der Stadt zu gedenken, indem man einen Platz oder eine Straße nach ihr benenne. In Charlottenburg-Wilmersdorf erwirkten Grüne und CDU einen BVV-Beschluss, der die Benennung eines Platzes in der Nähe des Kurfürstendamms nach Friedländer fordert. Ein weiterer Vorschlag forderte die Umbenennung der Skalitzer Straße in Margot-Friedländer-Straße. Ihm schloss sich die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus an.
Zudem wird Friedländer posthum mit einer Sonderbriefmarke geehrt. Das Postwertzeichen über 95 Cent wurde am Dienstag vorgestellt, wie das Bundesfinanzministerium mitteilte. Die Briefmarke zeigt ein Porträt Friedländers und den Schriftzug: „Schaut nicht auf das, was euch trennt. Schaut auf das, was euch verbindet. Seid Menschen, seid vernünftig.“ Die Sonderbriefmarke für Friedländer war nach Angaben des Bundesfinanzministeriums ein „besonderes Anliegen“ von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD). (mit dpa, epd, rk)
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