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Berlin: Polizei hätte vor Krawallen gewarnt sein können

Bereits am Vortag gab es einen Anschlag auf ein Immobilienunternehmen – unter der selben Parole wie die Feiern der Autonomen, die zur Randale wurden

Die Polizei hat vor den Krawallen in der Rigaer Straße einen Anschlag auf ein Maklerbüro offenbar nicht ernst genommen. Unbekannte hatten in der Nacht zu Freitag auf das Zehlendorfer Büro der Firma Engel und Völkers drei Steine in die Schaufenster geworfen und Parolen an die Wände geschmiert – neben Solidaritätsbekundungen für autonome Projekte in Kopenhagen und Berlin auch „Rigaer Straße fights back“. Die Polizei nahm jedoch lediglich eine Anzeige wegen Sachbeschädigung auf, das für politische Delikte zuständige LKA wurde nicht informiert.

„Rigaer Straße fights back“ war genau das Motto des „Aktionswochenendes“ der autonomen Szene, bei dem es in Folge eines Festes in der Nacht zu Sonnabend zu Ausschreitungen in dieser Straße kam. Wie berichtet, hatten 200 Autonome Barrikaden gebaut und angezündet, die Polizei war heftig kritisiert worden, weil sie erst eine Stunde später wieder vor Ort war. Zuvor hatte sie sich zurückgezogen, weil es angeblich keine Hinweise auf gewalttätige Proteste gegeben hatte. Der Anschlag in der Nacht vor den Krawallen wäre jedoch für die Gefährdungsbeurteilung relevant gewesen, hieß es.

Zu dem Anschlag auf das international tätige Immobilienbüro hatten sich Unbekannte auf einer linken Internetseite bekannt. Engel und Völkers beteilige sich massiv an der Umstrukturierungspolitik, wird der Anschlag dort begründet. So habe das Unternehmen in Kreuzberg und Mitte Häuser aufgekauft, luxussaniert und zu „High-Security-Festungen für Reiche“ umgebaut, heißt es in dem Beitrag auf der linken Internetseite „indymedia“. Die Randale in Friedrichshain diene auch als Abschreckung von Maklern, argumentieren die Autonomen. Bei den Krawallen waren Autos von Anwohnern zerstört oder beschädigt worden.

Erst gestern durch die Anfrage des Tagesspiegels erfuhr das LKA von dem Anschlag in Zehlendorf und nahm die Ermittlungen auf. Wieso der Polizist vom Abschnitt 43 die politischen Parolen ignorierte und lediglich eine Sachbeschädigung erkannte, ist unklar. Andreas Lanwehr, der Chef des Maklerbüros, sagte gestern, der Beamte habe den Schaden und die Schriftzüge fotografiert. Diese Fotos seien „noch in der Entwicklung“, hieß es bei der Polizei. Einem Sprecher zufolge sei der Anschlag aber kein sicheres Indiz gewesen, „dass es eine Nacht später in Friedrichshain knallen wird“.

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