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Die Dienstwaffe eines Polizisten (Archivbild). Wann darf sie gezogen werden?

© dpa

Update

Erschossener Hund im Humboldthain: Bislang keine Anzeige gegen Hundehalter wegen Beleidigung

Am Montagabend hat ein Polizist einen Hund im Humboldthain erschossen, weil er sich bedroht fühlte - das entspricht den Regeln. Der Besitzer beschimpfte ihn auf Facebook - bislang verzichtet der Beamte auf eine Anzeige.

Es war ein Schuss mit Folgen. Einer, der einen dieser erbitterten Streits auslösen würde, die gar kein Ende mehr finden. Auf der einen Seite: ein Polizist im Humboldthain, der sich offenbar bedroht fühlte. Auf der anderen Seite: Ein schwerer Hund, der vielleicht spielen, vielleicht aber auch angreifen wollte – der jetzt auf jeden Fall jetzt tot ist, getroffen von einer Kugel aus der Polizeiwaffe.

Am Dienstag versammelten sich prompt Menschen im Park, um eine Mahnwache für ’Danti’ abzuhalten, so hieß der Hund. Sie stellten Grablichter und Bilder des Tieres auf und trauerten.

Die Schüsse fielen am frühen Montagabend, es war noch hell. Der Polizist hatte einen 45-Jährigen angesprochen, der mit zwei unangeleinten Tieren unterwegs war – ein Tier band der Mann fest, das andere rannte auf den Polizisten zu. Dann fiel der Schuss. In die Debatte mischten sich nun Tierfreunde ein, Hundefeinde, Polizeikenner, auch der angebliche Hundehalter.

Der war zwar selbst bei dem Vorfall nicht anwesend, behauptet aber aufgrund von Zeugenaussagen, dass der Schuss aus 25 Metern abgegeben worden sei. Ein Polizist sagt dazu: „Ich habe meine Zweifel, ob man ein bewegtes Ziel aus 25 Metern so einfach trifft.“ Die Polizei ermittelt; auch werde geprüft, ob durch den Schuss andere Besucher gefährdet gewesen seien.

Ein Polizist schießt in einem belebten Park auf einen Hund, statt - wie es die Notwehr vorsieht - das mildeste geeignete Mittel zur Abwehr zu nehmen. In diesem Fall wäre das Pfefferspray, dass auch als Hundeabwehrspray im Handel ist und jeder Polizist bei sich trägt.

schreibt NutzerIn MikeNixda2014

Der angebliche Hundebesitzer reagierte nicht auf Anfragen. Auf Facebook hatte er geschrieben, dass sein Rhodesian Ridgeback ’Danti’ „liebevoll und verkuschelt“ gewesen sei. Allerdings können ausgewachsene Tiere dieser Rasse bis zu 36 Kilogramm schwer werden. Sie werden in Südafrika auch zur Großwildjagd eingesetzt – unter anderem, um Löwen zur Strecke zu bringen. „Das sind keine Schoßhündchen“, sagt der Polizeisprecher. Grundsätzlich sind Rhodesian Ridgebacks jedoch nicht als „gefährliche Hunde“ gelistet, für deren Haltung besondere Klauseln wie Volljährigkeit oder in Einzelfällen Maulkorbzwang gelten.

In der Nacht zu Mittwoch mischten sich immer mehr Hundefreunde ein. Die Beamten wurden schwer beschimpft, auch vom angeblichen Halter. Ob die Polizei Anzeige wegen Beleidigung erstattet, bleibt abzuwarten. Da es in Deutschland den Straftatbestand der Beamtenbeleidigung nicht gibt, kann nur der Beleidigte selbst oder sein Vorgesetzter den Hundehalter anzeigen – bis Redaktionsschluss war das nicht der Fall. „Ich kann mir gut vorstellen, dass der Abschnittsleiter ein Verfahren einleitet“, sagte der Sprecher, „dann werden auch Beweise gesichert, also zum Beispiel ein Screenshot des Posts.“

Warum schafft man sich einen Hund an wenn man keine Zeit für ihn hat? Ein Hund braucht eine klare Führung, sozusagen einen Leithund/Besitzer und keinen Feierabendbesitzer.

schreibt NutzerIn kuzorra

"Pfefferspray reicht aus"

Unabhängig von der Rasse sei der Griff zur Dienstwaffe zur „Notwehr“ erlaubt. Im Jahr 2013 wurden vier aggressive Hunde von Polizisten erschossen, im ersten Halbjahr 2014 einer. Dabei sind so genannte Gnadenschüsse, also die Hinrichtungen beispielsweise durch einen Verkehrsunfall schwer verletzter Tiere, nicht berücksichtigt. Insgesamt wurden 2014 in Berlin 601 Menschen durch Hundebisse verletzt – 28 von ihnen von so genannten „Listenhunden“.

Der Internationale Hundeverband kritisierte das Vorgehen des Polizisten. „Natürlich hat das Leben eines Menschen immer Vorrang vor dem eines Hundes“, räumt der Vorstand, Heiko Anton, ein. Die meisten Situationen mit aggressiven Hunden seien aber auch mit Tränengas zu lösen. „Das haben Streifenpolizisten im Normalfall dabei.“ Der Verbandsvorstand fordert für alle Polizisten Schulungen im Umgang mit Hunden, da diese die Körpersprache eines Tieres nicht einschätzen könnten. „Manchmal ist das auch nur eine freudige Begrüßung, die aggressiv wirkt.“

Hier können Sie noch einmal den Facebook-Post des Hundebesitzers nachlesen:

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