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In einer Berliner Laubenkolonie soll die Angeklagte mit Crystal Meth gedealt haben.

© dpa

Handel mit Crystal Meth in Berlin: Dealerin muss drei Jahre in Haft

Die 43-jährige Silke C. dealte in ihrer Laube in Schöneberg mit mehr als zwei Kilogramm Crystal Meth. Möglicherweise hat auch der SPD-Abgeordnete Michael Hartmann bei ihr eingekauft. Ein Gericht verurteilte sie nun zu drei Jahren Haft. Sie soll sofort in Therapie.

Die Frau nutzte ihre Laube in der idyllischen Gartenkolonie Samoa in Schöneberg als Tatort. Silke C. dealte mit mehr als zwei Kilogramm der Droge Crystal Meth und konsumierte sie selbst. „Ich habe liebe und nette Menschen zu Monstern werden sehen“, schluchzte die 43-Jährige vor dem Berliner Landgericht. Seit ihrer Festnahme im Januar hat sie ausgepackt und dazu beigetragen, dass größere Dealer verurteilt werden konnten. Das rechneten ihr die Richter am Mittwoch hoch an. Mit drei Jahren Haft erhielt sie eine eher milde Strafe.

Vier Kunden listete die Anklage auf, darunter einen gewissen Michael Hartmann. Es war möglicherweise der SPD-Innenpolitiker Hartmann, der im letzten Oktober in der fast vermüllten Laube von Silke C. stand und ein Gramm erwarb. Für die Richter spielte es keine Rolle. Fragen dazu gab es nicht. Bei der Polizei hat die Frau in bereits sechs Vernehmungen detailliert auch zu Käufern ausgesagt. Der Mainzer Bundestagsabgeordnete Michael Hartmann hat kürzlich nach Bekanntwerden von Ermittlungen zugegeben, dass er im vorigen Jahr eine geringe Menge konsumiert habe. Er habe gehofft, es würde ihn „leistungsfähiger“ machen.

Crystal Meth gegen Depressionen

So ähnlich dachte die gelernte Ergotherapeutin Silke C. wohl auch, als sie vor drei Jahren zu Drogen griff. „Sie ließ sich von ihrem Ehemann verleiten, Crystal Meth gegen ihre Depressionen zu nehmen“, sagte der Richter. Dieses Rauschgift ist hochgefährlich. „Man ist ständig leistungsfähig, aber der Körper wird völlig ausgezehrt.“ Silke C. war bei ihrer Verhaftung deutlich gezeichnet. Das Gesicht eingefallen, die Zähne kaputt.

In der Laubenkolonie Samoa soll Silke C. mit Crystal Meth gedealt haben.
In der Laubenkolonie Samoa soll Silke C. mit Crystal Meth gedealt haben.

© Sandra Dassler

Warum ließ sich eine gelernte Ergotherapeutin, die früher mit Suchtkranken zu tun hatte, auf Drogengeschäfte ein? „Eine typische Dealerin ist sie nicht“, stand für die Richter fest. Durch sehr schwierige Lebensumstände sei sie in die Szene gerutscht. Sie habe depressive Schübe mit Crystal Meth bekämpfen wollen und sei nicht mehr zu Ärzten gegangen.

"Die Motivlage war weniger der ganz große Reibach“, hieß es im Urteil. Keine Habgier sei es gewesen, kein Reichtum sei von ihr angehäuft worden. Die Frau habe unter Suchtdruck gestanden, ihren eigenen Konsum finanziert und sei zudem von Dritten zum Drogenhandel gedrängt worden.  

Zwei Kilo des hochriskanten Crystal Meth, 16 Fälle des Drogenhandels seit Februar 2013 – in vergleichbaren Fällen hätte er sechs Jahre Haft beantragt, sagte der Staatsanwalt. Silke C. aber hat gegen die Szene ausgepackt und wird vermutlich noch in weiteren Verfahren als Zeugin auftreten müssen. Anders als der Ankläger, der drei Jahre und zehn Monate Haft verlangt hatte, ging das Gericht aber von verminderter Schuldfähigkeit aus. Bis zur Ladung zum Strafantritt nach Rechtskraft des Urteils kam die Frau frei. Sie muss jedoch umgehend eine ambulante Drogentherapie beginnen.

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