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Sahar C. gestand vor Gericht, seine Ex-Freundin eingesperrt und gequält zu haben (Symbolbild).

© dpa

Berlin-Wilmersdorf: Freundin eingesperrt und gequält

Eine 25-Jährige wurde geschlagen, getreten, mit einem heißen Bügeleisen und einem Suppenlöffel gequält. Ihr angeklagter Ex-Freund gestand vor Gericht die häusliche Gewalt und eine Messerattacke gegen einen Imbiss-Mitarbeiter

Die Frau nahm Beschimpfungen hin, als die Beziehung noch jung war. Sie hielt auch Ohrfeigen aus. Es blieb nicht dabei. „Er hat mich mit einem heißen Bügeleisen verletzt, mir mit einem Suppenlöffel einen Zahn ausgeschlagen, mich gewürgt und getreten“, sagte die 25 Jahre alte Frau am Montag vor dem Berliner Landgericht. Ihr langjähriger Freund hörte es mit gesenktem Kopf. Der 36-jährige Sahar C. hatte zuvor die häusliche Gewalt sowie eine lebensgefährliche Messerattacke gegen einen Bekannten gestanden.

Leise sprach die Frau. Sie hatte den Vater ihrer kleinen Tochter vor Jahren in der russischen Stadt Omsk kennengelernt. Es soll eine Verbindung auf Wunsch ihrer Familie gewesen sein. Seit 2014 lebten sie in Berlin. In den letzten Monaten sei "jeder Tag schlimm gewesen", sagte die Frau. Die in der Anklage aufgelisteten Vorfälle scheinen die Spitze des Eisberges zu sein. 

Flucht ins Frauenhaus

Sahar C. ließ den Verteidiger eine Erklärung verlesen. Er habe sich in seiner „Rolle in der familiären Gemeinschaft nicht zurechtgefunden und aggressiv reagiert“, hieß es darin. Er habe die Frau einmal fünf Tage lang in der Wohnung in Wilmersdorf eingesperrt. „Es trifft auch zu, dass ich ihr ein heißes Bügeleisen auf den Rücken gedrückt habe.“ Schläge und Tritte gegen ihren Kopf habe es gegeben. Er habe das alles bei der Polizei bestritten, weil er sich schäme. Die Frau hatte im Juli 2014 erstmals Zuflucht in einem Frauenhaus gesucht - mit einem blaugeprügelten Auge und Brandverletzungen. Da war ihr Kind keine sechs Monate alt. Sahar C. machte sie ausfindig und drohte, er würde ihr die gemeinsame Tochter wegnehmen. Die junge Mutter kehrte zu ihm zurück. Er schloss sie ein. Ende Oktober trat er auf sie ein, als sie bereits am Boden lag. Als er danach die Wohnung verließ, rief sie die Polizei und floh erneut.

Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung, versuchter Mord

Der gewalttätige Mann wurde auf der Suche nach seiner Freundin erneut zum Angreifer. Opfer wurde ein Bekannter. C. dachte, der Imbiss-Angestellte kenne das Versteck der Frau. Als dieser sagte, er habe keine Ahnung, soll C. mit einem Messer zugestochen haben – mehrmals in Brust und Hals. Das Opfer konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden.

Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung und schließlich ein versuchter Mord. Davon geht die Anklage aus. Sahar C., der vorbestraft ist und von Hartz IV lebte, bestritt nur einen Vorwurf: „Ich habe den Mann nicht töten wollen.“ Dass er ihn verletzt hat, bedauere er sehr. Er leide unter einer psychischen Erkrankung. Als seine langjährige Lebensgefährtin von ihrem Martyrium berichtete, stöhnte er: „Ich habe Kopfschmerzen.“ Der Prozess geht am Donnerstag weiter.

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