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Verdeckt. In Frankfurt (Oder) muss steht ein 47-jähriger Mann als mutmaßlicher Entführer vor Gericht.

© dpa

Prozess in Frankfurt (Oder): Nebenklage will lebenslänglich für mutmaßlichen "Maskenmann"

Nach der Staatsanwaltschaft hat am Montag auch die Nebenklage eine lebenslange Haftstrafe für den mutmaßlichen "Maskenmann" gefordert. Ihm wird unter anderem versuchter Mord vorgeworfen. In den Plädoyers fielen deutliche Worte - auch in Richtung Ermittler

Rechtsanwalt Jakob Danckert hatte eine einzige Botschaft: Der Angeklagte Mario K. ist zweifelsfrei schuldig. Diese Botschaft verkündete er aber in bemerkenswert vielen Versionen. Zum Beispiel: „Es gibt ein vollständiges Fehlen von entlastenden Indizien.“ Oder: „Man kann gar keine ent- und belastenden Indizien gegeneinander abwägen, weil es keine entlastenden Punkte gibt.“ Und auch: „Es gibt keinen großen Unbekannten.“

Es gebe nur den sehr bekannten 48-jährigen ehemaligen Dachdecker K, der im Saal 07 des Landgerichts Frankfurt (Oder) im so genannten Maskenmann-Prozess auf der Anklagebank sitzt. Und weil Nebenkläger Danckert nur Belastendes gegen K. gefunden hat, forderte er am Montag in seinem Plädoyer für K. lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung. K. soll für einen Mordversuch, einen versuchten Totschlag und Nötigung büßen.

Danckert vertritt die Frau eines Berliner Immobilienunternehmers, die am 22. August 2011 in Bad Saarow von einem maskierten Unbekannten überfallen und mit Schlägen auf den Kopf schwer verletzt wurde, bevor der Täter floh. Am 2. Oktober 2011 soll der gleiche Täter die Tochter des Unternehmers in Bad Saarow überfallen und dabei ihren Personenschützer niedergeschossen haben. Der Leibwächter ist seither querschnittsgelähmt. Zudem soll der Täter, nach Ansicht von Nebenklage und Staatsanwaltschaft der Angeklagte Mario K., im Oktober 2012 einen Investmentbanker entführt haben. Auch die Staatsanwaltschaft hatte sich bereits für eine lebenslange Haftstrafe ausgesprochen.

"Flut von Lügen"

Zu den belastenden Punkten gehört nach Ansicht von Danckert eine Flut von Lügen des Angeklagten K. Der will nie in Bad Saarow gewesen sein, obwohl ihn dort Zeugen gesehen hätten, er habe behauptet, er habe nie ein Handy besessen, was nachweislich falsch gewesen sei, er habe auch überall erzählt, er sei in einem Hotel Kreta gewesen, was Interpol als Lüge entlarvt habe. Zum Zeitpunkt seines angeblichen Kreta-Aufenthalts haben die Taten in Bad Saarow stattgefunden.

Und trotz einer Knieverletzung, sagte Danckert, sei Mario K. sehr wohl in der Lage gewesen, die Taten zu begehen. Einem Gutachter gegenüber habe Mario K. behauptet, er meide wegen seiner Verletzung steile Böschungen und rutschigen Untergrund. Observierende Polizisten notierten allerdings, dass Mario K. eine steile Böschung hochgestiegen sei. Der Angeklagte arbeitete eine Zeitlang auch bei einem Schneeräum-Dienst, und Arbeitskollegen sagten aus, Mario K. habe auch auf rutschigem Untergrund problemlos geräumt.

Scharfe Kritik an der Polizei

Scharf kritisierte Danckert mehrere ermittelnde Polizisten, die erklärt hatten, die Entführung könne vorgetäuscht gewesen sein. „Einzelne Polizeibeamte haben nachweislich gelogen“, sagte Danckert. Er könne nur hoffen, „dass sie nie mehr in verantwortlicher Position arbeiten“.

Noch schärfer fiel die Kritik des Nebenklägers Manuel Operhalsky, der die Tochter des Unternehmers vertritt, an diesen Ermittlern aus. Er nannte sie namentlich, unterstellte ihnen „unredliche Motive“ und sagte: „Es stünde schlecht um die Brandenburger Polizei, wenn es mehr von ihrer Sorte gäbe.“ Sie alle hätten in der Hauptverhandlung eingestehen müssen, dass sie die Akten nicht gelesen hätten. „Ich hoffe, dass dies alles noch ein Nachspiel hat.“

Vor allem aber soll es für Mario K. ein Nachspiel geben. Operhalsky forderte ebenfalls lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.

Eine Chronik zum Prozess finden Sie unter diesem Link.

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