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Wegen Handel mit Amphetaminen stehen Mitglieder des Rockerclubs "Bandidos" vor Gericht.

© dpa

Bandidos vor Gericht: Party-Drogen vom Rockerclub

Ein Bandido packte aus, nun stehen mutmaßliche Ex-Kumpanen vor Gericht. Es geht um bandenmäßigen Handel mit Amphetaminen.

Ein interner Streit war der Grund dafür, dass ein Rocker sich entschied, auszupacken. Was er gegen frühere „Bandidos-Brüder“ bei der Polizei zu Protokoll gab, führte zu umfangreichen Ermittlungen mit mehr als 20 Beschuldigten. Drei der Männer sitzen seit Montag auf der Anklagebank – in einem streng bewachten Saal, zwei von ihnen zudem hinter Panzerglas. Stefan I., Dennis N. und Mirko S. wird bandenmäßiger Handel mit Amphetaminen vorgeworfen. Die Männer, 29 bis 36 Jahre alt, sandten Signale an einige breitschultrige Zuschauer, die Vorwürfe aber hörten sie regungslos an und schwiegen.
Es war aus Sicht der Staatsanwaltschaft eine „Bandenabrede unter Ausnutzung der Netzwerkstrukturen“ der Rockerclubs Bandidos Berlin Del Este, Brandenburg Del Este sowie deren Supporterclubs. Der Henningsdorfer Stefan I., mehrfach vorbestrafter Betreiber eines Recyclinghofes, soll den Handel mit der Partydroge organisiert haben. In der Anklage heißt es, der Rocker mit gehobener Stellung als ein „Sergeant at Arms“ habe bei den mutmaßlichen Geschäften ab 2009 die Verkäufer vor allem aus den Mitgliedern des Rockerclubs rekrutiert und sich um Ankäufe gekümmert. I. ist bereits 2001 wegen Handels mit Betäubungsmitteln zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.
Etwa ein Jahr nach Aussage eines Bandidos-Aussteigers holten die Ermittler zum großen Schlag aus. Rund 1100 Beamte, darunter auch die Spezialeinheit GSG 9, durchsuchten am 7. Juni 2012 in Berlin und Brandenburg 79 Objekte, darunter in Hennigsdorf das Clubhaus der dortigen Bandidos sowie Wohnungen und Arbeitsstätten mutmaßlicher Rocker.

Es wurden Drogen, Geld, scharfe Waffen sowie zwei gestohlene Motorräder und Autos beschlagnahmt. Acht Mitglieder der Bandidos kamen in Untersuchungshaft.

Auch der Präsident des Henningsdorfer Bandidos-Clubs wurde abgeführt. Doch Thorsten S. kam nach Feststellung seiner Personalien wieder frei. Es werde aber noch ermittelt, hieß es nun. Bei S. handelt es sich um einen einstigen Polizisten, der bereits im Jahr 1997 zu einem Fall für seine früheren Kollegen geworden war. Wegen eines Raubüberfalls bekam er sieben Jahre Haft. Einen Monat nach der Großrazzia lösten die Bandidos ihre Niederlassung Del Este in Henningsdorf im Nordwesten Berlins auf. Das Leben des Aussteigers hat sich grundlegend verändert. Er soll von früheren „Brüdern“ bedroht worden sein und befindet sich im Zeugenschutzprogramm. Seine Angaben führten zur Verurteilung eines anderen Ex-Rockers zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Handels mit Amphetaminen, ein weiterer Drogen-Prozess folgt demnächst. In der jetzigen Verhandlung soll der Aussteiger am 21. Januar als Hauptbelastungszeuge befragt werden.

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