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Prozess gegen Vater aus Reinickendorf: Sohn hinterrücks mit dem Hammer erschlagen

Ein 35-jähriger Mann aus Reinickendorf steht vor Gericht, weil er seinen zwölfjährigen Sohn mit dem Hammer erschlagen haben soll. Der Mann schwieg in dem Prozess um die unfassbare Tat.

Sie hielt die Begegnung im Gerichtssaal aus, um Antwort auf ihre drängendste Frage zu erhalten. Warum hat er Julien, ihren und seinen Sohn, erschlagen? Der zwölfjährige Junge war in ein Computerspiel vertieft, als Birk D. laut Anklage zuschlug. Hinterrücks mit einem Hammer. Der 35-jährige Vater aber schwieg am Freitag im Mordprozess. Zu groß sei ihm das Auditorium, sagte sein Verteidiger. „Das schaffe ich nicht“, soll D. zuvor gestöhnt haben. Die Mutter schluckte.

Birk D. muss sich wegen Mordes verantworten. Heimtückisch soll er am 18. April 2011 seinen Sohn getötet haben. Er hatte in früheren Vernehmungen die Tötung gestanden. Als Motiv soll der seit Jahren arbeitslose D. generelle Unzufriedenheit mit dem Leben genannt haben. Er sei davon ausgegangen, dass seine Kinder genauso traurig seien wie er. Ursprünglich habe er erst Sohn und Tochter, dann sich selbst umbringen wollen. Schwere Depressionen, an denen er gelitten haben will, soll ein Gutachter jedoch nicht festgestellt haben.

Es waren Ferien. Julien und seine zehnjährige Schwester übernachteten bei ihrem Vater in Reinickendorf. Ihre Eltern hatten sich vor Jahren getrennt. Die Kinder wohnten bei der Mutter in Spandau. „Sie mochten ihren Vater“, sagte am Rande des Prozesses die Anwältin der Mutter, die als Nebenklägerin auftritt. D. galt als liebevoller Vater. In seinem Leben sei es zwar auf und ab gegangen, aber er habe sich wieder gefangen. Der Kontakt zu den Kindern sei in den letzten zwei Jahren immer besser geworden.

Mit Lügen vertuschte der Vater die Tat zunächst, um Zeit für die Flucht zu gewinnen.

Julien saß im Flur, seine Schwester vor dem Fernseher im Wohnzimmer. Gegen 16 Uhr schloss der Vater die Tür. Das Mädchen, so gab er später zu Protokoll, sollte nichts mitbekommen. Er schaltete den Staubsauger ein. Nichts sollte zu hören sein. Drei Schläge waren es, die den Schädel des Jungen zertrümmerten. D. nahm Decken und schleppte die Leiche in den Keller des Mehrfamilienhauses.

Das unglaubliche Drama aber war dem Vater nicht anzumerken. Ruhig soll er zu seiner Tochter gegangen sein. Sie fragte nach Julien. Er sagte, der Bruder kaufe eine neue Computermaus. Am frühen Abend rief die Mutter an. Sie war besorgt, die Kinder sollten längst zu Hause sein. Ihr wurde von einem angeblichen Streit um eine kaputte PC-Maus berichtet. Julian hole eine neue, er sei aber noch nicht zurück. Später meldete sich Birk D. bei der Mutter. Der Junge sei jetzt da, er könne die Kinder losschicken. Doch sie wollte nicht, dass sie im Dunkeln gehen.

Der Tochter hatte er vorgegaukelt, Julien sei nach dem Einkauf gleich zur Mutter gefahren. Er brachte die Zehnjährige am nächsten Morgen zum Bus. Dann kaufte er sich ein Bahnticket und fuhr nach Düsseldorf. Die Mutter meldete den Sohn als vermisst. In der Nacht fanden Polizisten den Jungen. Drei Tage später wurde D. im Hafen am Rhein gefasst.

Die Familie ist traumatisiert. „Alle sind in Therapie“, hieß es. Juliens Schwester frage sich immer wieder: „Hätte ich etwas tun können?“ Birk D. soll nach seiner Verhaftung viel von Depressionen und einer angeblich schweren Kindheit mit einem aggressiven Vater gesprochen haben. Er selbst ist bis zum April nie wegen Gewalt aufgefallen. „Es gibt für die Tat keine Erklärung“, sagte der Staatsanwalt am Rande des Prozesses. Er vermutet: „Wir werden am Ende des Prozesses genauso ratlos sein wie jetzt.“

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