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Vergitterte Fenster der Justizvollzugsanstalt (JVA) Plötzensee in Berlin.

© Paul Zinken/dpa

Aufforderungen werden verschickt: Verschobene Haft wegen Corona für 380 Straftäter in Berlin vorbei

Verurteilte Straftäter mussten wegen Corona in den vergangenen Monaten nicht in Haft. Nun sollen sie sich melden. Wer nicht kommt, wird per Fahndung gesucht.

Stand:

Nach vier Monaten Aufschub wegen Corona sollen in Berlin jetzt rund 380 verurteilte Straftäter in den Knast einrücken.

Sie kämen aber nicht alle an einem Tag, die Aufforderung zum Haftantritt verschicke die Staatsanwaltschaft sukzessive, sagte ein Sprecher der Justizverwaltung auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Bei genau 384 Verurteilten war laut Sprecher die anzutretende Haft am 15. März ausgesetzt worden. Die Justiz wollte demnach verhindern, dass das Coronavirus von außen in die Gefängnisse getragen wird. Zudem wurden für den Fall von Infektionen freie Plätze geschaffen.

Wer sich jetzt zur Haft melde, muss laut Sprecher zunächst 14 Tage in Quarantäne. Dafür werden auch die neu aufgebauten Isolierstationen genutzt.

Es geht um Verurteilte mit Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren und mit Jugendstrafen von bis zu zwei Jahren. Den Infektionsschutz koordinierten die Vollzugsanstalten in eigener Verantwortung, hieß es. Bedienstete erhielten demnach eine persönliche Schutzausrüstung.

Behrendt: Berliner Justiz bisher „durchaus erfolgreich“ durch die Krise gekommen

In der Regel kommen die neuen Insassen zunächst in die Anstalt des offenen Vollzugs, wo dann über den weiteren Verbleib entschieden wird. „Wer drogenabhängig ist, kommt schnell in eine geschlossene Anstalt“, so der Sprecher.

Die Justiz rechnet auch damit, dass sich nicht alle freiwillig zur Haft melden. Wer der Ladung nicht nachkomme, werde per Fahndung gesucht.

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Senator Dirk Behrendt (Grüne) hatte betont, dass die Berliner Justiz bisher „durchaus erfolgreich“ durch die Krise gekommen sei. In den geschlossenen Anstalten habe es keinen einzigen Infizierten gegeben, im offenen Vollzug zwei Fälle.

In der vergangenen Woche saßen 3040 Gefangene hinter Gittern - ein historischer Tiefstand. Der Grünen-Politiker hatte zuletzt auch für verstärkte Corona-Tests in den Haftanstalten plädiert - nicht nur für Bedienstete, sondern auch für Inhaftierte. (dpa)

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