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Friedrichshain: Polizei wollte Mann aus Kirche abholen

In der evangelischen Gemeinde Galiläa-Samariter in Friedrichshain herrscht derzeit Ausnahmezustand: Seit 12. Februar gewährt sie einem jungen Tschetschenen Kirchenasyl.

Die Senatsinnenverwaltung will das offenbar nicht dulden. Eine Dreiviertelstunde vor einer in der Kirche geplanten Pressekonferenz am Mittwochnachmittag versuchten Polizisten, den Mann aus der Kirche abzuholen. Die Ausländerbeauftragte der Gemeinde und Pfarrer Peter Sedler hielten die Beamten nach eigenen Angaben jedoch davon ab. Nach einem Gespräch seien diese ohne den Flüchtling wieder abgezogen, sagte die Ausländerbeauftragte Edeltraut Pohl. Es sei der fünfte Versuch gewesen, den Mann in Abschiebehaft zu nehmen.

Der 26-jährige Tschetschene ist nach Gemeindeangaben der Sohn eines inzwischen ermordeten Rebellen. In seiner Heimat drohe ihm Folter. Die deutschen Behörden wollen ihn nun nach Polen abschieben, da er Ende 2007 dort eingereist war und Asyl beantragt hat. Erst im Juni 2008 kam er nach Deutschland. Nach europäischem Recht ist damit Polen für ihn zuständig. Der junge Mann sei allerdings dringend auf ärztliche Hilfe angewiesen, sagte Pohl. Er leide unter Geschwüren in Magen und Darm sowie seit kurzem unter Nierenschmerzen. Zudem sei er durch die Verfolgung traumatisiert. In Polen sei die nötige medizinische Versorgung nicht gewährleistet.

Alle bisherigen Versuche der Gemeinde, mit der Innenverwaltung in Kontakt zu treten, scheiterten. Neben der Landeskirche unterstützt auch die für den Bezirk zuständige SPD-Abgeordnete, Canan Bayram, die Gemeinde. Die stellvertretende Vorsitzende und innenpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, Marion Seelig, forderte den Senat auf, unbedingt das Kirchenasyl zu achten. Florian Ernst

Florian Ernst

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