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Pro & Contra: Sollen Pferdekutschen verboten werden?

Niemand, der Herz und Verstand hat, kann Tierquälerei gutheißen. Das Problem: Nicht jeder hat das gleiche Verständnis davon, wo Nutztierhaltung aufhört und wo Tierquälerei beginnt.

Niemand, der Herz und Verstand hat, kann Tierquälerei gutheißen. Das Problem: Nicht jeder hat das gleiche Verständnis davon, wo Nutztierhaltung aufhört und wo Tierquälerei beginnt. Wenn selbst ernannte Tierrechtler fordern, Kutschfahrten einzustellen, dann begründen sie das unter anderem damit, dass die Tiere bei extremer Kälte oder Hitze zu arbeiten hätten. Das ist absurd. Seit Jahrtausenden arbeiten Mensch und Pferd zusammen und haben dabei nie aufs Wetter Rücksicht genommen – wieso sollten ausgerechnet die Berliner Kutschpferde so zartbesaitet sein? Ein anderes Argument der Tierschützer lautet, dass es den Pferden schade, auf hartem Asphalt neben Autos zu laufen. Auch das ist in dieser pauschalen Form nicht wahr. Natürlich muss man aufpassen, dass Tiere nicht zu gefährlichen Manövern gezwungen werden oder stundenlang auf hartem Boden traben müssen. Aber in Schritttempo mit gelegentlichen Ruhepausen ist eine Kutschfahrt für Pferde nicht schädlicher als manch andere Beschäftigung, die Nutztiere für uns Menschen verrichten. Pferde dürfen selbstverständlich nicht gequält werden. Dazu könnte die vom Senat geplante Leitlinie beitragen. Ein Kutschverbot würde dagegen den Pferden mehr schaden als nützen. Es nähme ihnen und ihren Besitzern die Möglichkeit, sich ihr täglich Brot beziehungsweise Hafer selbst zu verdienen. Lars von Törne

Berlin ist kein Dorf. Diese Feststellung sollte doch schon reichen, um Pferdefuhrwerke zu verbieten. Man muss kein Tierschützer sein, um gegen Pferde auf Hauptstadtstraßen zu sein. Eine Kutsche im Schritt- oder gar keinem Tempo behindert und gefährdet Passanten, Autofahrer und Radfahrer. Denn in der City rechnet wohl niemand mit einem derart langsamen und dazu so unscheinbaren Gefährt.

Da der Berliner Verkehr bekanntlich sehr dicht ist, und da viele Verkehrsteilnehmer überdies nicht durch übergroße Rücksichtnahme glänzen, ist es also nur eine Frage der Zeit, wann ein knapp überholender oder hupender Autofahrer die Pferde zum Durchgehen bringen wird. Der Kutscher, der vor einer Woche schwer verletzt wurde, dürfte nicht das letzte Opfer gewesen sein. Da die Verkehrsverhältnisse in der Stadt nichts anderes zulassen, sind schließlich auch Skateboardfahrer oder Dauerläufer, die sich ähnlich schnell wie eine Kutsche fortbewegen, auf der Straße verboten – und das ist auch richtig so.

Natürlich wären die Kutscher von einem Verbot nicht begeistert, schließlich geht es um ihren Broterwerb. Die Pferde wären es wohl umso mehr. Stundenlanges Pflastertreten, mitunter bei extremen Temperaturen, dürfte für die Vierbeiner kein Vergnügen sein. Schließlich weiß jeder Spaziergänger, dass eine mehrstündige Tour in der Stadt weitaus stressiger ist als eine Wanderung in der Natur – oder auf dem Dorf. Jörn Hasselmann

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