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Auf Berliner Straßen kommt es immer wieder zu illegalen Autorennen. (Symbolfoto)

© imago/Rolf Kremming

Prozess in Berlin: 19-Jähriger nach illegalem Autorennen vor Gericht

Ein 19-Jähriger soll sich an einem spontanen Autorennen in Kreuzberg beteiligt haben. Er ist der Erste, dem nach verschärfter Rechtslage der Prozess gemacht wird.

Der junge Angeklagte schien sehr verärgert über das öffentliche Interesse: Mohammed T. ist der erste mutmaßliche Raser in Berlin, der sich in einem Prozess um den neuen Straftatbestand „Verbotene Kraftfahrzeugrennen“ verantworten muss. Der 19-Jährige soll sich mit einem 21-jährigen Cousin in Kreuzberg ein Stechen geliefert haben. Auf der Yorckstraße habe er sein Auto auf über 105 km/h beschleunigt, so die Anklage. Auf die Vorwürfe reagierte T. am Dienstag vor dem Amtsgericht Tiergarten mit Schweigen.

Der Lehrling war am 13. November 2017 einer Zivilstreife aufgefallen. „Wir waren im Einsatz, weil es Beschwerden über Lärm durch Motorisierte gab“, sagte ein 31-jähriger Beamter. Als vor ihnen ein weißer Mercedes-AMG rasant davonzog, hätten sie ihn als einen mutmaßlichen Raser verfolgt.

Es ging über den Mehringdamm in Richtung Bergmannstraße – „zuerst mit Tempo 80“, so der Zeuge. Dann fiel den Beamten ein weiterer Sportwagen auf. Der rote Daimler habe an der nächsten Kreuzung neben dem weißen AMG gestanden. „Sie spielten mit dem Gas.“ Die Motoren heulten auf, mit quietschenden Reifen sei es losgegangen. Aus Sicht der Beamten ein spontan Rennen: „Der Rote vorn, der Weiße mit wenig Abstand hinterher.“

„Er wirkte sehr verärgert“

Auch die Beamten gaben Gas. „Wir fuhren auf der Yorckstraße schließlich 100 km/h, aber der Abstand verringerte sich nicht.“ Als T. an der nächsten roten Ampel hielt, zeigten sie ihm die rote Kelle. „Er wirkte sehr verärgert“, schilderte der Polizist.

Den Vorwurf eines verbotenen Rennens habe T. damals von sich gewiesen. Er sei auf dem Weg zu einer Hochzeit, habe der 19-Jährige erklärt. Und: „Ich wollte zum Konvoi aufschließen.“ Tatsächlich sei der junge Mann festlich gekleidet gewesen. Im Auto, das ihm nicht gehörte, hätten seine Mutter als Beifahrerin und drei Personen auf der Rückbank gesessen. Ein Junge sei nicht angeschnallt gewesen.

Ein illegales Rennen ist oft schwer nachzuweisen. Der Verteidiger von T. sagte, an keiner Stelle hätten die Zeugen erwähnt, dass einer der beiden Sportwagen an dem anderen vorbei wollte. Der Polizist konterte: „Auch bei der Formel 1 gibt es Start-Ziel-Siege.“ Die Familie von T. verweigerte eine Aussage. Auch der 21-jährige Cousin, gegen den inzwischen ebenfalls Anklage erhoben worden ist.

Vorwurf: Spontanes Rennen nach „konkludenter Absprache“

Spontane Rennen beginnen oft an einer Ampelkreuzung. Ein Blick von Raser zu Raser, dann der Start. Die Anklage geht davon aus, dass es auch im Falle von T. so war. Nach „konkludenter Absprache“ seien sie mit quietschenden Reifen losgerast.

Eine Reihe von Todesfällen durch illegale Autorennen sorgten für Diskussionen um härtere Sanktionen. Wie im Falle der beiden Ku’damm-Raser, die Anfang 2016 mit getunten Wagen und Geschwindigkeiten von bis zu 170 Stundenkilometern eine rote Ampel nach der anderen überfahren hatten – bis einer der beiden in den Wagen eines Rentners raste. Der 69-Jährige, für den die Ampel auf Grün stand, starb noch am Unfallort.

Seit dem 13. Oktober 2017 werden illegale Rennen strenger verfolgt. Nach dem neuen Paragrafen 315 d des Strafgesetzbuches können Teilnehmer mit Geldstrafe oder bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe belegt werden. Kommt es zu einem folgenschweren Unfall, drohen bis zu zehn Jahre Haft. Prozess-Fortsetzung: 25. Juni.

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