zum Hauptinhalt
Ein 24 Jahre alter Mann hält sich im Gerichtssaal eine Mappe vor das Gesicht. Der Mann soll am 19. Mai 2022 nach dem Fußball-Relegationsspiel zwischen Hertha BSC und dem Hamburger SV in Berlin einem Hertha-Fan so heftig mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, dass dieser ungebremst zu Boden fiel und mit dem Hinterkopf auf dem Asphalt aufschlug. Der 55-Jährige erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und starb wenige Tage später in einem Krankenhaus.

© dpa/Paul Zinken

Update

Prozess vor Berliner Landgericht: Dreieinhalb Jahre Haft nach tödlicher Attacke auf Hertha-Fan

Im Prozess um die tödliche Attacke auf einen Hertha-Fan ist ein Mann aus Rostock zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Zudem muss er 10.000 Euro an die Hinterbliebenen zahlen.

Stand:

Ein Faustschlag vor dem Olympiastadion riss einen Hertha-Fan aus dem Leben. Zehn Monate später hat das Berliner Landgericht einen Mann aus Rostock der Körperverletzung mit Todesfolge schuldig gesprochen. Gegen den 25-jährigen Brandon H. ergingen dreieinhalb Jahre Haft. Zudem soll er an einen Nebenkläger ein Hinterbliebenengeld von 10.000 Euro zahlen. Der Staatsanwalt hatte vier Jahre Haft beantragt. Der Verteidiger plädierte auf Freispruch – sein Mandant habe aus Notwehr gehandelt, hieß es.

Es herrschte Gedränge vor dem Olympiastadion, als sich die Wege von Michael R. und Brandon H. nach dem Relegations-Hinspiel zwischen Hertha BSC und dem Hamburger SV am 19. Mai letzten Jahres kreuzten. Der 55-jährige Hertha-Fan war zu Fuß unterwegs. H. saß als Beifahrer in einem Auto. Ein plötzliches Bremsmanöver. R. sei überrascht gewesen, habe auf die Motorhaube geschlagen und den Mittelfinger gezeigt, hieß es im Urteil. H. stieg aus und lief wütend auf den Hertha-Fan zu.

Der Angreifer aber war der Angeklagte, Notwehr gegen Notwehr gibt es nicht.

Mark Sautter, Vorsitzender Richter

Brandon H. hatte im Prozess erklärt, er habe dem Mann eine „Ansage“ machen wollen. „Wir meinen, er wollte sich mit ihm anlegen“, sagte der Vorsitzende Richter Mark Sautter. In einem aggressiven Ton habe H. den 55-Jährigen angesprochen – „Zeugen sagten, sie hätten Nase an Nase gestanden“. R. habe sich Luft verschaffen wollen durch einen Griff an die Ohren des Rostockers. „Der Angreifer aber war der Angeklagte, Notwehr gegen Notwehr gibt es nicht.“

Ein Schlag mit der Faust ins Gesicht führte zur sofortigen Bewusstlosigkeit. R. fiel ohne jeden Schutzreflex nach hinten – „wie ein gefällter Baum“, so Zeugen. Michael R., der mit seiner Frau ein Unternehmen in der Gastro-Branche führte, erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und einen Schädelbasisbruch. Er starb vier Wochen später in einer Klinik.

Brandon H., ein gelernter Hafenlogistiker, war zunächst unerkannt entkommen. Am 3. August wurde der 25-Jährige, der bei der Tat eine Jacke mit dem Logo des FC Hansa Rostock getragen hatte, festgenommen. Ende September wurde er haftverschont. Den Schlag gab H. zu, doch dieser sei ungezielt und nur eine Reaktion auf einen Angriff gewesen. Bei dem Geschehen stand H. unter starkem Einfluss von Alkohol und Kokain. Das Gericht folge einem Gutachten und ging von einer erheblich verminderten Steuerungsfähigkeit des Angeklagten aus. Der Verteidiger kündigte bereits Revision an.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })