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Prügelei mit Wasserpfeifen und Messern: Angriff auf Remmo-Clan vor Gericht verhandelt
Etwa 20 Männer griffen vor einem Spätkauf an. Männer aus dem Clan-Milieu wurden Opfer. Bis zum Prozess vergingen fünf Jahre.
Stand:
Drei junge Männer schlenderten am Mittwoch in den Gerichtssaal, weitere Plätze blieben leer: Fast fünf Jahre nach einer Massenschlägerei befasst sich das Berliner Landgericht mit dem Fall.
Aus einer Menge von mindestens 20 Personen waren vor einem Spätkauf in Neukölln mehrere Männer aus dem Remmo-Clan attackiert worden – mit Wasserpfeifen, Möbelstücken, Messern, Fäusten und einem Reizstoffsprühgerät. Hohe Strafen wird es in dem Verfahren mit inzwischen „überlanger Dauer“ allerdings nicht geben.
Sechs Angeklagte wurden erwartet, sie stammen eigenen Angaben zufolge aus Tschetschenien. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen besonders schweren Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung vor. Drei 24- bis 36-Jährige fehlten unentschuldigt.
Nur langsam kam der Prozess in die Gänge. Die Verfahren gegen die nicht erschienenen Männer wurden abgetrennt und Haftbefehle erlassen.
Am 7. November 2020 kam es zu einem Angriff vor einem Spätkauf in der Wildenbruchstraße – der soll dem Geschäftsbereich der stadtbekannten Familie Remmo zuzuordnen sein. Vermummte Männer seien aus Autos gestiegen. Laut Anklage habe es sich um eine Vergeltungsaktion gehandelt. Absicht sei gewesen, „eine Auseinandersetzung mit Mitgliedern der Familie Remmo gewaltsam zu vergelten“.
Mindestens 20 Angreifer gegen mehrere Männer, die sich vor dem Späti aufhielten. Bierzelt-Garnituren und Shisha-Pfeifen wurden zu Tatwerkzeugen. Mehrere Personen kamen hinzu. Drei Männer wurden verletzt. Ein 50-Jähriger habe Frakturen an Gesicht und Unterarm erlitten, ein 43-Jähriger eine Gehirnerschütterung und ein 20-Jähriger Schnittverletzungen im Gesicht.
Von 30 Beteiligten sprach die Polizei damals. Es sei ein Angriff auf eine bekannte arabische Großfamilie praktisch in den eigenen vier Wänden gewesen.
Bandenkrieg zwischen Clans befürchtet
Nur Tage später gab es weitere brutale Auseinandersetzungen von Dutzenden Schlägern – es könnte auf einen Bandenkrieg zwischen deem arabischstämmigen Remmo-Clan und einer russisch-tschetschenischen Gruppe hindeuten, wurde befürchtet.
Die Polizei nahm im Fall der Gewalt vor dem Spätkauf sechs mutmaßliche Angreifer – damals 17 bis 31 Jahre alt – vorläufig fest. Weiteren Beteiligten sei die Flucht gelungen. Die Ermittler gehen von 14 unbekannt gebliebenen Mittätern aus. Im Oktober 2024 erhob die Staatsanwaltschaft schließlich Anklage gegen sechs Männer.
Der inzwischen 22-jährige Said-Emin A. und der 24-jährige Iriskhan K. konnten nach mehrstündigem Prozess lächelnd den Saal verlassen: Nach Verständigungsgesprächen stellte die Jugendstrafkammer die Verfahren gegen Geldauflagen vorläufig ein. A. soll 300 Euro an die Justizkasse zahlen und K. 500 Euro. Die Entscheidungen ergingen nach dem milderen Jugendstrafrecht.
Allein auf der Anklagebank blieb Ihvan Ku., der zur Tatzeit erwachsen war. Auch für den 26-Jährigen, zuletzt tätig in einer Bäckerei in Dresden, gibt es ein Angebot des Gerichts: Im Fall eines umfassenden Geständnisses eine Geldstrafe zwischen 100 und maximal 120 Tagesätzen. Der Prozess geht voraussichtlich am 2. November weiter.
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