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Von der Beauty-Bloggerin zur Pop-Diva. Seit ihrem Durchbruch 2019 ist Shirin David als Musikerin erfolgreich – aber auch zahllosen Kritikern ausgesetzt. 

© Eventpres /Radke/imago

Rapperin auf erster großer Tournee: Kopiert Shirin David bei ihren Konzerten Beyoncé?

Die Berliner Rapperin Shirin David wird gerne kritisiert. Sie macht vieles richtig und eckt auch deshalb an. Hat Deutschland ein Missgunst-Problem?

Stand:

Deutschlands erfolgreichste Rapperin, die Wahlberlinerin Shirin David, musste sich in ihrer kurzen, aber kometenhaften Karriere schon mit vielen Vorwürfen auseinandersetzten. Sie könne gar nicht rappen, lautete lange der wohl schwerste, weil sie seit ihrem Durchbruch 2019 mit „Gib ihm“ nie live auf einer Bühne zu sehen gewesen sei.

Seit diesem Monat nun ist die 28-Jährige auf ihrer ersten großen Tournee und beweist das Gegenteil. Ihren zahllosen Kritikern ist das aber offenbar nicht genug: Schön und gut, dann kann sie halt doch was und ihre Performance ist sogar ganz okay, aber, aber, aber kopiert sie nicht Beyoncé?

Insbesondere in den sozialen Medien werden Vergleiche gezogen: Shirin David fliegt in einer Art durchsichtigem Ball ins Stadion. Beyoncé hat das auf ihrer Renaissance-Tour auch gemacht, also das Fliegen. Dass sie dabei auf einem glitzernden Pferd saß, scheint egal. Shirin David fährt mit einem Jetski auf die Bühne. Beyoncé hat das auch gemacht, also das auf die Bühne Fahren – bei ihr war es aber eine Art dekonstruiertes Auto. Shirin David tanzt in freizügiger Klamotte – genau wie Beyoncé.

Feministin im Echtpelz

Andere widersprechen und sehen in der Wahl der Outfits und Choreografien eher Ähnlichkeiten mit Britney Spears, Madonna oder Christina Aguilera. Immerhin, auch bei Shirin David ist Feuer Teil der Show. Unverkennbar, der Stil, die Opulenz, die Marke Shirin David erinnert an US-Größen, das ist aber nicht erst seit ihrer Tour bekannt: Wie keine Zweite hierzulande weiß Barbara Schirin Davidavicius, wie die Rapperin mit bürgerlichem Namen heißt, ihr öffentliches Bild zu kontrollieren.

Ob ich darf? Ja, ich darf das, Pech! Ob ich’s mach’? Ja, ich mach’ das echt. Ob ich’s hab? Ja, ich hab das Recht. Immer zu tun und zu lassen, was ich will.

Shirin David, in ihrem Song „Ich darf das“.

Bevor sie anfing, Musik zu machen, war sie Beauty-Bloggerin. Aus dieser Zeit beherrscht sie das Spiel mit Make-up und Perücken, der Pop-Diva-Fassade und weiß jede noch so kleine Regung in Geld zu verwandeln. Shirin David verkauft Parfum und Eistee, macht Werbung für Fastfood, war und ist Gesangstalent-Jurorin bei Dieter Bohlens „Deutschland sucht den Superstar“ und aktuell, neben unter anderem Bill und Tom Kaulitz oder Ronan Keating bei „The Voice“.

Die Rapperin fährt pinke SUVs, tritt provokant gekleidet in Samstagabend-Unterhaltungssendungen auf. Shirin David positioniert sich gegen Sexismus, steht zu ihren Schönheitsoperationen. Sie legt sich mit erhabener Gelassenheit mit Rap-Kollege Bushido an, versöhnt sich mit Rap-Kollege Shindy in ihrem eigenen Podcast – unter ihrer Regie.

Deutschland neigt zur Missgunst, vor allem, wenn ein gewisser Hang zur Widersprüchlichkeit gewittert wird. Sich feministisch geben und Echtpelz tragen? Nahbar und lustig im Familienfernsehen und gleichzeitig nicht jugendfreie Texte rappen? Man muss schon makellos oder Angela Merkel sein, damit Erfolg – und dann auch noch als Frau – nicht als größenwahnsinnig abgeschrieben wird. Mit Helene Fischer übrigens wird Shirin David in Thomas Gottschalks nächstem und letzten „Wetten, dass..?“ im Duett singen. Warum? Weil sie darf das – und kann es offensichtlich auch.

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