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Bundespolizisten gehen bei einer Razzia gegen Schleuser in eine Wohnung (Symbolbild).

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild / Paul Zinken

Update

Razzien in Berlin und Brandenburg : Bundespolizei nimmt mutmaßliche Schleuser fest

Spezialkräften ist ein Coup gegen Schlepper gelungen, die über 300 Flüchtlinge illegal nach Deutschland gebracht haben sollen. Hunderte Polizisten waren involviert.

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Der frühe Mittwochmorgen begann für einige Bewohner der Schöneberger Ebersstraße und der Neuköllner Harzer Straße ungewöhnlich unsanft. Spezialeinsatzkräfte der Bundespolizei rückten in den frühen Morgenstunden in den beiden Berliner Bezirken an, um mutmaßliche Mitglieder eines international agierendes Schleusernetzwerk festzunehmen. Gleichzeitig durchsuchten Beamte verschiedene Objekte in Forst (Lausitz) und Cottbus. Allein in Forst wurden acht Wohnungen durchsucht und zwei Beschuldigte angetroffen. Auch in Siegen (Nordrhein-Westfalen) kam es zu einer Durchsuchung. 

Wie die Bundespolizei in Potsdam mitteilte, wurden insgesamt vier tatverdächtige Männer festgenommen sowie insgesamt 14 Objekte durchsucht. Die Festgenommenen sollen zwischen 25 und 45 Jahren alt sein und die syrische sowie irakische Staatsangehörigkeit besitzen.

Die Schlepper sollen mindestens 300 Flüchtlinge mit Autos illegal nach Deutschland gebracht und dafür jeweils zwischen 3500 und 10.000 Euro verlangt haben. Nach zwei weiteren Verdächtigen wird nach Angaben der Bundespolizei derzeit noch gefahndet.

Das Vorgehen des Netzwerks deckt sich offenbar mit Beobachtungen der Bundespolizei, die seit einigen Monaten wieder eine verstärkte Migration über die sogenannte Balkan-Route nach Sachsen und Brandenburg wahrnimmt. Demnach erfolgten die Schleusungen der Gruppe zunächst über Belarus und dann weiter mit Autos und Kleintransportern über Polen nach Deutschland.

Insbesondere im vergangenen Herbst 2021 erreichten tausende Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika die Europa über Direktflüge von Istanbul, Erbil oder Beirut nach Minsk. Mittlerweile hat sich vor allem durch den großen Kontrolldruck der polnischen Grenzpolizei die Wegstrecke der Migranten zurück auf den Balkan über Nordmazedonien und Serbien verlagert. Und so verlagerte auch das von der Razzia betroffene Schleuser-Netzwerk das Geschäft zurück auf die Balkan-Route.

Schleusung unter „lebensgefährlichen Bedingungen“

Dabei sollen die Schlepper skrupellos gegenüber ihren „Kunden” vorgegangen sein. Laut der Bundespolizei seien Flüchtlinge teils unter lebensgefährlichen Bedingungen in die Bundesrepublik gebracht worden. Auch seien Migranten massiv bedroht und eingeschüchtert worden sein.

In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Vorfälle in Brandenburg unweit der polnischen Grenze, in der die Bundespolizei Schleusungen unter menschenunwürdigen Zuständen aufdeckte. So retteten Beamte im Oktober im Stadtgebiet Gubens 18 Flüchtlinge, die auf der Ladefläche eines Lastkraftwagens nach Deutschland geschleppt wurden. Der Innenraum des Kühlkastenwagens war dabei luftdicht verschlossen. 

Seit Ende des Sommers steigt die Zahl der illegalen Einreisen über Brandenburg und Sachsen wieder kontinuierlich an. Die Bundespolizei ist mit regelmäßigen Schwerpunktkontrollen verstärkt in der Grenznähe beider Bundesländer im Einsatz. Dabei geht es vor allem darum, kriminellen Schleuser-Netzwerken das Handwerk zu legen.

Während einige Schlepper Flüchtlinge direkt vor der polnisch-deutschen Grenze absetzen und die Migranten die Grenze schließlich zu Fuß oder per Bahn überqueren, bringen andere die Flüchtlinge direkt in deutsche Städte, wenn dies vorher vereinbart wurde. In der Regel ist diese Variante für die Migranten deutlich teurer.

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