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Berlin: Reich und raus?

Philologenverband warnt vor sozialen Spaltungen an den Berliner Schulen.

Der Philologenverband warnt vor einer zunehmenden sozialen Spaltung an den Schulen. Aufgrund der schlechten finanziellen und personellen Ausstattung der staatlichen Schulen würden leistungsfähige Schüler aus dem Bildungsbürgertum an freie Schulen abwandern, sagte die Vorsitzende des Philologenverbandes Berlin-Brandenburg (PHVBB), Kathrin Wiencek.

Das sogenannte Bildungsbürgertum habe die staatlichen Berliner Schulen längst verlassen. „Wer es sich leisten kann, schickt sein Kind in Berlin auf Privatschulen“, sagte die Verbandsvorsitzende. Die „soziale Konsequenz“ sei, dass in sogenannten Brennpunkt-Bezirken deutsche Schüler Mangelware seien. Auch die anderen staatlichen Schulen müssten „nehmen was übrig bleibt“, sagte Wiencek. Zwar seien Privatschulen nicht automatisch besser als staatliche Schulen. „Aber diese Meinung herrscht in der Bevölkerung zumindest vor“, sagte Wiencek. Allerdings seien Privatschulen meist tatsächlich technisch und baulich besser ausgestattet. Zudem seien die Klassen viel kleiner, was die Unterrichtsqualität deutlich verbessere. An einigen privaten Gymnasien etwa gebe es Klassen mit nur 15 Schülern. Zum Vergleich: An einem staatlichen Gymnasium in Berlin lernen in der Regel 32 Schüler pro Klasse.

Wie in anderen Bundesländern könne auch in Berlin gerade das Bildungsbürgertum politisch aktiv werden gegen den Notstand an den Schulen. „Schlimm ist, dass diese soziale Schicht an die Privatschulen entflieht und einfach sagt, das geht mich nichts mehr an“, sagte die Vorsitzende des Philologenverbandes. Jeder denke dann nur noch an sein eigenes Kind, kritisierte sie.

Wiencek verwies darauf, dass es in Berlin aufgrund des großen Angebots besonders leicht sei, auf alternative Schulen zu wechseln. „Wir haben eine enorm hohe Dichte an freien Schulen in Berlin und im Umland“, sagte die PHVBB-Vorsitzende. Grund dafür sei, dass bedingt durch den Geburteneinbruch nach der Wende „unheimlich viele Schulen schließen mussten“. In Brandenburg seien die Gemeinden froh gewesen, wenn sich ein privater Träger für die leerstehenden Gebäude interessiert habe. epd

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