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Das Licht der Fahrzeuge an einer Ampel bricht sich im Asphalt einer Straße. Blitzeis verwandelte besonders die Gehwege in Rutschbahnen.

© dpa/Paul Zinken

Update

Überlastete Notaufnahmen in mehreren Kliniken: Glatteis auf Berlins Straßen – Hunderte Einsätze für Polizei und Feuerwehr

Glatteis verursacht Chaos auf Berlins Straßen, der Deutsche Wetterdienst spricht eine Warnung aus. Feuerwehr und Polizei sind im Dauereinsatz – und haben selbst mit dem Wetter zu kämpfen.

Stand:

Stürze auf glatten Fußwegen und Straßen haben seit der Nacht in mehreren Berliner Krankenhäusern zu einer Überlastung der Notaufnahmen geführt. Im Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau, im Evangelischen Krankenhaus Hubertus, in der Evangelischen Elisabeth-Klinik und im Martin-Luther-Krankenhaus sei die Notaufnahme überfüllt, teilte die Johannesstift Diakonie mit.

Häufigste Diagnosen waren den Angaben zufolge Knochenbrüche, die durch Stürze auf glatter Straße und Bürgersteigen verursacht worden seien. Und nicht nur die Notaufnahmen seien überlastet – auch die OP-Säle und Intensivstationen liefen voll. Die vier Kliniken befänden sich kurz vor einer kritischen Auslastungssituation, hieß es weiter.

Wegen der vielen Patienten und der begrenzten Kapazitäten komme es zu deutlich längeren Wartezeiten. Patienten mit Beschwerden, die nicht lebensbedrohlich sind, werden gebeten, zum Hausarzt zu gehen oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst in Anspruch zu nehmen. Akute Notfälle würden selbstverständlich jederzeit und unverzüglich behandelt.

Glatteis-Warnung noch bis Sonntagvormittag

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt am Sonnabend und Sonntag vor Glatteis im ganzen Berliner Stadtgebiet. Die Warnung gelte bis zum Sonntagmorgen (28. Dezember, 10 Uhr), teilte der DWD mit. Die Auswirkungen der Wetterlage sind unter anderem bei der Berliner Feuerwehr spürbar – Einsatzkräfte rückten zu Hunderten Unfällen aus, Rettungshubschrauber konnten frostbedingt nicht abheben.

Seit Mitternacht gab es rund 470 Einsätze wegen Glätte, sagte ein Sprecher am Nachmittag. Das Einsatzaufkommen nehme langsam ab, doch die Auslastung sei weiterhin hoch. Der Rettungsdienst fuhr bis zum Nachmittag 1420 Einsätze – also mehr als doppelt so viele wie noch am Freitag.

Bei den Einsätzen handele es sich zum überwiegenden Teil um Stürze und Autounfälle. Auch für die Einsatzkräfte selbst bedeutet die Glätte eine Gefahr: Vereinzelt habe es bereits Unfälle mit eigenen Fahrzeugen gegeben, sagte der Feuerwehrsprecher. „Die Menge macht es“, sagte der Sprecher mit Blick auf die Lage. Insbesondere am Vormittag waren die Einsatzkräfte demnach „an der Belastungsgrenze“.

Rettungshubschrauber fallen aus

Nahezu alle verfügbaren Rettungswagen seien im Einsatz gewesen. Dadurch war die sogenannte Hilfsfrist, also die Zeitspanne vom Eingang eines Notrufs in der Leitstelle bis zum Eintreffen der ersten Rettungskräfte, deutlich erhöht.

Sämtliche Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr wurden zur Unterstützung einberufen, wie der Sprecher sagte. Insgesamt waren demnach 54 zusätzliche Rettungswagen im Einsatz, einige von der Feuerwehr selbst, andere von Hilfsdiensten wie den Maltesern. Zusätzliche Mitarbeiter besetzten die Leitstelle, um alle Notrufe beantworten zu können.

Erschwert wurde die Einsatzlage, weil alle drei Rettungshubschrauber der Berliner Feuerwehr aufgrund von Frost nicht fliegen können. Die Notärzte arbeiten „bodengebunden“, sind also in Fahrzeugen unterwegs, sagte der Sprecher.

20 Unfälle mit Verletzten

Am frühen Morgen meldete auch die Polizei bereits ein deutlich erhöhtes Unfallaufkommen infolge der Glätte. Seit Freitagnachmittag seien der Einsatzzentrale 565 Verkehrsunfälle gemeldet worden, sagte ein Sprecher der Polizei. Dabei könne es zu Mehrfachmeldungen desselben Unfalls gekommen sein. 

Bei 20 Unfällen seien Menschen verletzt worden, eine Person habe schwere Verletzungen erlitten, hieß es. Zum Vergleich: Einen Tag vorher waren bei der Polizei im gleichen Zeitraum nur 152 Unfälle gemeldet worden. „Man sieht schon, dass die Glätte Auswirkungen auf das Straßenbild hatte“, sagte der Sprecher. Neuere Zahlen konnte die Polizei am Samstagnachmittag nicht nennen.

Auf der Märkischen Allee in Berlin ereigneten sich auf einer Brücke binnen kürzester Zeit gleich fünf Unfälle. Diese seien vermutlich auf die Glätte zurückzuführen, sagte der Polizeisprecher. An der Unfallstelle habe es ein leichtes Gefälle gegeben, so sei es zu den Unfällen gekommen. 

Spiegelglatte Gehwege in Prenzlauer Berg

Auch für Fußgänger war die Lage stellenweise gefährlich. In Prenzlauer Berg waren die Gehwege teils spiegelglatt. Menschen bewegten sich nur vorsichtig vorwärts, dennoch stürzten vereinzelt Passanten. Ältere Menschen hielten sich auf dem Weg zum Einkaufen teils an den Hauswänden fest.

Das Unfallkrankenhaus Berlin berichtete auf der Plattform X von mehr als 30 Personen, die am Sonnabend in der Rettungsstelle nach Stürzen behandelt werden mussten. Darunter seien „alle Arten von Frakturen an Hand, Arm, Fuß und Platzwunden am Kopf“.

Auch in den Notaufnahmen der Charité stelle man ein „hohes Aufkommen von Glätteunfällen“ fest – „mehr als 15 Patient:innen allein in den letzten zwei Stunden“, teilte Pressesprecher Markus Heggen am Samstagmittag mit. Es handele sich überwiegend um Leichtverletzte. Die Versorgung sei stabil, die Notaufnahmen aber gegebenenfalls sehr voll.

Die Berliner Stadtreinigung (BSR) warnte auf der Plattform X ebenfalls vor der Glätte. Der Winterdienst streue alle wichtigen Fahrbahnen einschließlich Radfahrstreifen und Fußgängerüberwege, hieß es. Zudem erinnerte der Betrieb daran, dass bei Glätte die Anlieger für die Gehwege verantwortlich sind.

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Diese müssen dort sowohl Schnee als auch Eis beseitigen. Außerdem muss der Gehwegbereich mit abstumpfenden Mitteln gestreut werden, also zum Beispiel Splitt oder Sand. Verstöße gegen diese Räum- und Streupflicht werden mit Bußgeldern geahndet.

Kein Busverkehr in Potsdam

Auch Brandenburg hatte mit der Glätte zu kämpfen: Im gesamten Potsdamer Stadtgebiet war am frühen Samstagmorgen der Busverkehr für mehrere Stunden eingestellt.

Nach vorläufigen Angaben der Polizei wurden seit Freitagabend, 18 Uhr, rund 120 Verkehrsunfälle in Brandenburg registriert. Dabei seien 19 Menschen verletzt worden, sagte ein Sprecher. Die Zahlen seien noch nicht belastbar, eine abschließende Statistik werde erst am folgenden Tag erwartet, teilte die Polizei mit. Bereits jetzt liege das Unfallgeschehen jedoch deutlich über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. 

Brüchiges Eis: Baumstämme liegen am Freitag auf dem teilweise zufrorenen Wannsee.

© dpa/Stephanie Pilick

Die Linien der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) fuhren indes planmäßig und ohne Ausfälle aufgrund der Glätte, wie es auf Tagesspiegel-Anfrage aus der Leitstelle hieß. Zwar veröffentlichte das Verkehrsunternehmen eine Meldung für sämtliche Linien, diese diene jedoch ausschließlich dazu, Fahrgäste auf erhöhte Rutschgefahr hinzuweisen.

Verspätete Abflüge am Hauptstadtflughafen BER

Am Hauptstadtflughafen BER mussten sich Reisende wegen der Minusgrade auf kleinere Verspätungen einstellen. Mehrere Pilotinnen und Piloten hätten sich dazu entschieden, vor dem Start ihre Maschine zu enteisen, was zu leichten Verzögerungen beim Abflug führen kann, teilte ein Sprecher des Flughafens mit.

Starke Verspätungen habe es jedoch nicht gegeben. Dank der guten Vorbereitung des Winterdienstes laufe der Flughafenbetrieb trotz niedriger Temperaturen rund und routiniert, sagte der Sprecher. Die Flughafenbetreiber baten die Passagiere darum, sich bei der Anreise auf winterliche Bedingungen einzustellen. Am Samstag wurden 63.000 Reisende am BER erwartet.

Glättegefahr auch in den kommenden Tagen

Der DWD erklärte, unter Hochdruckeinfluss gelange mit einer auf West bis Nordwest drehenden Strömung deutlich mildere, zugleich aber feuchte Luft nach Brandenburg und Berlin. Bei Temperaturen bis zu minus fünf Grad komme es dadurch zu Sprühregen und gefährlicher Glätte.

Achtung, glatt. Ein Mann geht bei winterlichem Wetter auf der Wilhelmstraße. Blitzeis verwandelte besonders die Gehwege in Rutschbahnen.

© dpa/Paul Zinken

Das Glätte-Chaos könnte sich in den kommenden Tagen fortsetzen. In der Nacht zum Sonntag soll in der Hauptstadtregion laut DWD Glätte durch überfrierende Nässe entstehen, im Süden Brandenburgs soll Sprühregen Glatteis verursachen. Die Temperaturen sinken auf minus 2 bis minus 5 Grad. Die Nacht zum Montag bleibt voraussichtlich niederschlagsfrei, doch in der Nacht zum Dienstag könnten sich abermals Schneeregen oder Schneefall bilden.

Die Berliner Feuerwehr rief zur Vorsicht auf: Nicht notwendige Aufenthalte im Freien sollten, wenn möglich, vermieden werden. Zudem werde eine Anpassung der Fahrweise empfohlen. (mit dpa)

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