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Berlin: Rotes Kreuz: Notoperation

"Die sozialen Hilfsangebote bleiben erhalten, Renten und Löhne werden weiter bezahlt": Sprecher des vom Ruin bedrohten Rot-Kreuz-Landesverbandes äußerten sich am Freitag zur Zukunft ihrer Organisation ähnlich optimistisch wie Ärzte im Hinblick auf eine aussichtsreiche Notoperation. Das Wunder der finanziellen Genesung soll beim DRK ein Insolvenzplan ermöglichen, dessen Grundzüge jetzt vorgestellt wurden.

"Die sozialen Hilfsangebote bleiben erhalten, Renten und Löhne werden weiter bezahlt": Sprecher des vom Ruin bedrohten Rot-Kreuz-Landesverbandes äußerten sich am Freitag zur Zukunft ihrer Organisation ähnlich optimistisch wie Ärzte im Hinblick auf eine aussichtsreiche Notoperation. Das Wunder der finanziellen Genesung soll beim DRK ein Insolvenzplan ermöglichen, dessen Grundzüge jetzt vorgestellt wurden. Danach will sich der Verband von mehr als der Hälfte seiner Tätigkeitsfelder trennen, indem er Dienste auslagert. Betroffen sind vor allem die Psychiatrie, die einen anderen Träger bekommen soll, und die DRK-Kitas. Für sie wird eine effektivere Rechtsform, beispielsweise eine GmbH, angestrebt.

Solche neuen Strukturen würden aber keinesfalls die bisher erbrachten Leistungen schmälern oder Arbeitsplätze gefährden, beteuerte Insolvenzverwalter Udo Feser. Weitere Kündigungen werde es aller Voraussicht nach allein bei der Verwaltung geben, in der noch 60 Mitarbeiter beschäftigt sind. Dort muss möglicherweise jeder Zweite gehen. Die Betroffenen sollen aber Hilfen bei der Jobsuche erhalten.

Wie berichtet kann die DRK-Dachorganisation rund 100 Millionen Mark Schulden nicht zurückzahlen und beantragte deshalb im Mai 2001 ein Insolvenzverfahren, das vor zwei Tagen eröffnet wurde. Zugleich traten das Präsidium und Geschäftsführer Jost Brockmann auf Druck der Gläubiger zurück. Hauptgläubiger ist der Pensions-Sicherungsverein, weil das DRK für seine Rentenverpflichtungen keine Rücklagen gebildet hat. Deshalb muss der Verein ab sofort für alle Alterszahlungen aufkommen. Im Gegenzug sitzt er nun im Gläubigerausschuss, dessen Mitglieder im Rahmen des Insolvenzverfahrens alleine entscheiden, ob der Sanierungsplan verwirklicht wird.

Die Alternative wäre ein Ausverkauf des DRK, den aber "niemand will", wie Insolvenzverwalter Feser sagte. Ziel sei ein Vergleich, bei dem die Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Um Geld in die Kasse zu bekommen, die gerade noch für Löhne und Gehälter reicht, will der Landesverband auch 40 Millionen Mark aus dem Verkauf von Immobilien erlösen.

Ende März 2002 soll die Finanztherapie abgeschlossen sein. Danach will sich der Verband auf seine Aufgaben als Dachorganisation der DRK-Kreisverbände konzentrieren. Dazu gehören Dienste wie die Wasserwacht, Jugend-Rot-Kreuz, Katastrophenschutz und die Interessenvertretung gegen

über dem Land Berlin. Außerdem sollen der Rollende Mittagstisch, die Rettungsdienste und der Hausnotruf beim Verband bleiben.

Von der Gemeindepsychiatrie mit 230 Beschäftigten will man sich hingegen trennen, obwohl sie kostendeckend arbeitet. Das DRK möchte vom neuen Träger einen Erlös zugunsten der Gläubiger kassieren. Als Kandidat ist die unabhängige "DRK-Schwesternschaft" im Gespräch, die in Berlin drei Kliniken betreibt. Für die Kitas werden hingegen neue Rechtsformen diskutiert, die sie unter dem Dach des DRK wirtschaftlich selbstständig machen könnten. In diesem Falle würde der Verband den Trägerzuschuss von neun Prozent der Gesamtkosten sparen.

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