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Trotz Chaos: S-Bahn: Keine weiteren Entschädigungen

Die Bahn will nach dem S-Bahn-Desaster ihre angebotene Entschädigung für die Fahrgäste nicht erweitern. Abonnenten und Käufer von Jahreskarten, deren Verträge bei der S-Bahn oder bei anderen Verkehrsunternehmen – wie der BVG – im Dezember gelten, sollen einen Monat gratis fahren können.

Über weitere Angebote denke man derzeit nicht nach, sagte am Donnerstag Bahnvorstand Ulrich Homburg. Bereits diese Regelung werde die Bahn fast 25 Millionen Euro kosten. Auch die 1650 Mietfahrräder der Bahn werden nicht entgeltfrei angeboten, wie es erwogen worden war. Politiker und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hatten gefordert, bei der Entschädigung großzügiger zu sein und auch andere Kunden einzubeziehen.

Auf acht Abschnitten des Netzes fährt die S-Bahn seit Montag nicht mehr, 19 Bahnhöfe sind geschlossen. Dabei wird es bis zum 10. August bleiben, bekräftigte Homburg gestern. Dann sollen wöchentlich 25 der derzeit über 400 abgestellten Viertelzüge, die aus zwei Wagen bestehen, wieder in Betrieb gehen, so dass nach und nach das Angebot wieder erweitert werden könne. Zunächst solle der Verkehr auf der Stadtbahn zwischen Ostbahnhof und Zoo wieder aufgenommen werden. Einen Termin wollte der Bahnvorstand aber nicht nennen.

Zum Regelfahrplan werde die S-Bahn nicht vor Anfang Dezember zurückkehren können, sagte Homburg weiter. Ob Züge dann noch weiter mit weniger Wagen als üblich fahren werden, lasse sich derzeit aber nicht sagen. Vorläufig gibt es deshalb auch nur einen eingeschränkten Nachtverkehr am Wochenende.

Überzeugt ist Homburg, dass die S-Bahn den Verkehr zum und vom Olympiastadion „beherrschen“ werde, wenn Hertha BSC am 8. August gegen Hannover 96 in die neue Bundesliga-Saison startet. Zugute kommt der S-Bahn hier, dass wegen der Umbauten zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft nur rund 55 000 Zuschauer ins Stadion passen werden. Für die Weltmeisterschaft der Leichtathleten vom 15. bis zum 23. August sieht der Bahnvorstand dagegen nur „gute Chancen, dass es mit der S-Bahn klappt.“

Von heute an, dem fünften Tag der Einschränkungen, sollen nun auch Hinweise auf Englisch und Polnisch verteilt werden, damit sich Touristen in dem Durcheinander besser zurechtfinden können. Bisher waren der Senat und der VBB mit der Informationspolitik der S-Bahn nicht zufrieden.

Das Problem mit den Rädern, die schneller ausgetauscht werden müssen als bei der Produktion geplant war, wird die S-Bahn noch Jahre beschäftigen. Die verschlissenen Räder können derzeit nur durch solche ersetzt werden, die ebenfalls nicht „dauerfest“ sind. Um neue haltbare Räder zu entwickeln, brauche man etwa zwei Jahre, sagte Homburg. Einen Preisnachlass beim Kauf der Räder aus der jetzigen Serie gebe es übrigens nicht.

Keine Konsequenzen hat zumindest zunächst der am vergangenen Freitag bemerkte Riss an einem Rad unter einem alten Doppeldeckerwagen des Regionalverkehrs. Verstärkte Kontrollen seien hier nicht vorgesehen, teilte das Eisenbahn-Bundesamt mit. Technische Probleme, auch mit Rädern, gebe es, seit es die Eisenbahn gebe, sagte Homburg.

Er wies auch Angaben des VBB zurück, wonach die S-Bahn bereits die Hälfte ihrer Fahrgäste verloren habe und insgesamt 400 000 Kunden dem Nahverkehr den Rücken gekehrt hätten. Rund ein Drittel der bisherigen Kunden meide inzwischen aber die rot-gelben Züge, sagte ein Sprecher.

Homburg lehnt es zudem weiter ab, Fernzüge vorübergehend wieder am Bahnhof Zoo halten zu lassen, wie es von vielen Politikern und auch vom VBB gefordert wird. So stoppen IC-Züge von und nach Cottbus morgens und abends zwar zusätzlich in den Bahnhöfen Alexanderplatz und Friedrichstraße, am Zoo fahren sie aber ohne Halt durch.

Die BVG dagegen hat ihre Arbeiten am U-Bahnhof Jannowitzbrücke so verkürzt, dass alle Züge dort seit gestern wieder halten können. Klaus Kurpjuweit

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