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Bildungssenator Jürgen Zöllner.

© Kitty Kleist-Heinrich

Bildungssenator Zöllner: „Berlin ist attraktiv für Lehrer“

Der Senator erwartet einen problemlosen Schulstart - mit der bevorstehenden Wahl habe das aber nichts zu tun. Ein Gespräch über Unterrichtsversorgung, Sprachförderung und die Schulplatzvergabe.

Sie sehen die Berliner Schulen gut gewappnet für den Schulstart – aber es fehlen noch mindestens 100 Lehrer – was bedeutet das für die Schüler in diesen ersten Wochen?

Verlässliche Zahlen werden wir erst nach den Schulabfragen haben. Aber alle bisherigen Rückmeldungen sind positiv. Es ist auch nichts Ungewöhnliches, jetzt noch weitere Lehrer einzustellen. Wir haben in diesem Schuljahr weit mehr als 1000 neue Lehrer, die zugesagt haben. Da ist es ganz normal, dass sich der ein oder andere, der auch noch eine Bewerbung in Bayern oder NRW abgegeben hatte, für eine Stelle anderswo entscheidet.

Wird das zu Problemen bei der Unterrichtsversorgung führen?

Nein, wir haben ja die Zahl der Lehrerstellen noch einmal angehoben. Und es gibt auch unsere Feuerwehrlehrer, die hier zum Einsatz kommen können. Ich erwarte da also keine großen Probleme.

Wie kann Berlin attraktiver für Lehrer werden, so dass weniger Lehrer in andere Länder abwandern?

Berlin ist attraktiv für Lehrer! Von den weit mehr als 1000 Einstellungen stammt sicher ein großer Teil aus anderen Bundesländern.

Die Sekundarschulen müssen mit einer unbekannten Zahl von Rückläufern rechnen, die das Gymnasium wieder verlassen – sind die Schulen ausreichend vorbereitet?

Es gibt nur am Schuljahresende Schüler, die vom Gymnasium auf andere Schulen wechseln, das wird bei der Klassenbildung so berechnet. Ich erwarte, dass es hier keine Probleme gibt.

Grüne und CDU bemängeln, bei der Inklusion von Schülern mit Förderbedarf liege noch vieles im Argen – zu Recht?

Nein. Grüne und CDU wissen genau, dass wir in allen Bereichen viel mehr Schüler mit Förderbedarf integrieren als jedes andere Bundesland. Natürlich muss das weiterentwickelt werden. Aber die Situation ist schon sehr gut, wir gelten ja nicht ohne Grund bundesweit als Vorbild.

Der Streit um die Schulplatzvergabe wird in Bezirken wie Mitte noch vor Gericht ausgetragen. Müssen Familien bangen, dass ihre Kinder die Wunschschule nach kurzer Zeit wieder verlassen müssen?

Das denke ich nicht. Es ist zwar eine Bezirksangelegenheit, deswegen kann ich mich dazu im Detail nicht äußern. Ich gehe aber davon aus, dass man eine einvernehmliche Lösung findet und die Schüler nicht mitten im Schuljahr wieder die Klassen verlassen müssen.

Welche Aufgaben sehen Sie für sich in den kommenden Wochen, was sind bis zum Wahltag am 18. September die Prioritäten?

Die wichtigen Aufgaben als Schulsenator haben mit dem Zeitpunkt der Wahl nichts zu tun. Wir werden uns darauf konzentrieren, den Schulbeginn gut zu organisieren. Aber es gibt keine auf die Wahl bezogenen Schwerpunkte.

Stichwort Sprachförderung in den Kitas: Die Opposition kritisiert, Sie hätten keine Erfolge vorzuweisen – werden auch in diesem Schuljahr viele Erstklässler Probleme haben, sprachlich mitzukommen?

Die Sprachförderung ist ein Problem, deswegen haben wir dazu ja auch einige Maßnahmen in unserem Qualitätspaket vorgeschlagen. Aber die Feststellung, wir hätten da keine Erfolge vorzuweisen, ist nicht richtig. Als ich 2006 als Senator anfing, lag der Sprachförderbedarf bei 25 Prozent der Schüler. Und heute – bei mehr Schülern aus Familien nichtdeutscher Herkunft – ist der Bedarf auf 17 Prozent gesunken. Das ist ein Erfolg.

Jürgen Zöllner (65) ist seit 2006 Bildungssenator in Berlin. Nach der Wahl am 18. September will er sich aus der

Politik zurückziehen.

Das Interview führte Lars von Törne.

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