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Schule: Grüne fordern mehr Erfolgskontrolle

Vorwurf: Berlin lässt sich die Sprachförderung einiges kosten, evaluiert die Ergebnisse aber nicht

Angesichts der unverändert schlechten Deutschkenntnisse der Schüler aus Migrantenfamilien fordert der grüne Bildungspolitiker Özcan Mutlu, die bisherigen Förderinstrumente auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen. „Es gibt ein Konzept nach dem anderen, aber vor Ort ändert sich faktisch nichts“, kritisiert Mutlu. All seine parlamentarischen Anträge zu dem Thema würden von der rot-roten Koalitionsmehrheit regelmäßig abgelehnt.

Wie berichtet, hatten Lesepaten der Bürgerstiftung in einem aktuellen „Brandbrief“ an die Bundeskanzlerin die sprachliche Armut von Migrantenkindern und „Kindern aus bildungsfernen deutschen Familien“ beklagt. Mit ihnen werde nicht gelesen, nicht gesungen, sie bekämen keinerlei Anregung. Daher fehlten ihnen die elementarsten Begriffe. Die Lesepaten unter der Federführung der ehemaligen Programmdirektorin des Südwestrundfunks, Hildegard Bussmann, fordern, die Kinder müssten „sofort systematisch und massiv unterstützt werden“.

Die Bildungsverwaltung verweist darauf, dass es längst viele aufwändige Anstrengungen gebe: angefangen beim kostenlosen Kitabesuch über Kita-Lerntagebücher und vorschulische Pflichtkurse in Deutsch bis hin zu den Ganztagsschulen und den hunderten Lehrern, die „Deutsch als Zweitsprache“ unterrichten. Auch der Vorschlag von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD), ein verpflichtendes Vorschuljahr einzuführen, gehöre in diese Reihe.

Mutlu bestreitet nicht, dass es erhebliche Anstrengungen gibt, er vermisst aber die Evaluation. So sei seit langem bekannt, dass die vielen zusätzlichen Deutschstunden, die es eigentlich geben müsste, oftmals als Steinbruch für Vertretungsunterricht herhalten müssten.

Ein erst jetzt bekannt gewordenes Problem ist die mangelnde Aussagekraft der Vergleichsarbeiten: Wie berichtet, gibt es Hinweise aus Schulen, wonach manche Lehrer die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten manipulieren, um über die schlechten Deutschkenntnisse der Kinder hinwegzutäuschen. Mutlu findet das nicht weiter verwunderlich, wenn Unterricht, Durchführung der Vergleichsarbeit und Eingabe der Ergebnisse von derselben Lehrkraft verantwortet werde.

Tatsächlich gibt es einige Möglichkeiten, die Ergebnisse zu beeinflussen: Die Arbeiten werden schon lange vor dem Schreibtermin an die Schulen geliefert und von den Rektoren an die Lehrer weitergeleitet. Bundesweit gibt es sogar Berichte darüber, dass manche Lehrer den Test vorab als Hausaufgabe lösen lassen. Zwar meint die Bildungsverwaltung, dass solche Manipulationen „relativ leicht“ aufzudecken sein dürften. Dem widerspricht allerdings der Umstand, dass die Verwaltung nach eigenen Angaben von der bisherigen Schummeleien nichts erfahren hat. Susanne Vieth-Entus

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