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Schulaktion stößt nicht nur auf Gegenliebe: Kampfesmut und Ärger vor dem Protestmarsch

Am Donnerstag wollen Eltern, Schüler, Lehrerverbände und Aktionsgruppen demonstrieren - für "mehr Geld für Bildung in Berlin". 10.000 Teilnehmer sind angemeldet, doch unter den Beteiligten wird gestritten.

Können Berliner nur meckern oder auch demonstrieren, wenn’s um Bildung geht? Das fragen sich zurzeit Eltern, Schüler, Lehrerverbände und Aktionsgruppen, die am Donnerstag zu einem gemeinsamen Protestmarsch für „mehr Geld für Bildung in Berlin“ aufgerufen haben. Noch am Montag war völlig unklar, ob die angemeldeten 10 000 Demonstranten überhaupt zusammenfinden – oder ob es vielleicht sogar viel mehr werden.

„Die Eltern sind gespalten“ – so beschreibt Daniela von Treuenfels die Stimmungslage. Die Bezirkselternvertreterin von Steglitz-Zehlendorf und Mutter von fünf Kindern weiß von Eltern, die sich über den Zeitpunkt des Protestmarsches ärgern: An einem Werktag um halb eins könnten Berufstätige kaum teilnehmen. Manche Eltern seien auch darüber verärgert, dass der Protest während der Unterrichtszeit stattfindet. Von Treuenfels findet allerdings, das diese „ein, zwei, drei Stunden aufgebauscht werden“.

Auch Landeselternsprecher Günter Peiritsch und Landesschülersprecher Jonas Botta haben wegen des Zeitpunkts keine Bedenken. Botta rechnet mit hoher Beteiligung, sofern es nicht regnet. Die großen Themen Unterrichtsausfall, Sanierungsstau, Erziehermangel und Turboabitur müssten für sich sprechen. Botta verweist darauf, dass sich das Aktionsbündnis „Bildungsblockaden einreißen“ anschließen will, das in den vergangenen Jahren zehntausende Schüler mobilisieren konnte.

An den Schulen ist die Stimmung sehr unterschiedlich. Schüler aus dem Suttner- und Herwegh-Gymnasium (Reinickendorf), aus der Franklin-Sekundarschule (Wittenau), dem Dürer-Gymnasium (Neukölln) und der Evangelischen Schule Frohnau sagten, dass sie von der Demo noch nichts gehört hätten. Hingegen berichtete ein Schülervertreter des OSZ Bürowirtschaft II in Lichtenberg, dass sich viele Schüler aus etlichen Oberstufenzentren auf den Weg machen wollen. Die „Initialzündung“ für sie sei gewesen, dass die Berufsschulen Lehrer hätten abgeben müssen. An der Lichterfelder Athene-Grundschule hat die Gesamtelternvertretung alle Eltern per Brief gebeten, sich dem Protest anzuschließen.

Eine „nicht sonderlich starke Streikstimmung“ hat Paul Schuknecht an seiner Friedensburg-Sekundarschule in Charlottenburg ausgemacht. Obwohl er die Vereinigung der GEW-Schulleiter vertritt, ist Schuknecht mit dem Vorschlag seiner Gewerkschaft nicht einverstanden, die Demonstrationsteilnahme als „Projekttag“ zu deklarieren, um auf diese Weise disziplinarische Strafen für Lehrer zu umgehen, die einige Unterrichtsstunden ausfallen lassen. „Das ist nicht redlich“, findet Schuknecht. Zudem bangt er um das zeitgleich geplante Sommerfest seiner Schule, wenn zu viele Lehrer demonstrieren gehen.

Zum Unbehagen bei manchen Eltern hat auch beigetragen, dass die Demonstration von der GEW angemeldet wurde. Ihr ging es ursprünglich darum, am Donnerstag für eine Altersermäßigung zu streiken. So hatte es auch die Vereinigung der Berufsschulleiter noch Ende Mai kommuniziert. Da viele Eltern jedoch nicht einsehen, dass sie für etwas streiken sollen, was in den meisten Berufen undenkbar ist, hatten sich Landeselternschaft und GEW darauf geeinigt, die Altersermäßigung als Thema am Donnerstag nicht in den Vordergrund zu stellen. Die GEW-Vorsitzende Sigrid Baumgardt hat damit kein Problem: „Die Eltern und wir sind uns einig, dass wir für eine bessere Schule demonstrieren“, sagt Baumgardt.

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