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Nach Abhör-Affäre in Berliner Gewerkschaft: GEW-Chef Tom Erdmann tritt zurück
Fünf Monate Zeit wollte sich der umstrittene Vorsitzende für seinen Rückzug vom Amt nehmen. Am Freitag ging unter dem Druck der Kritiker alles ganz schnell.
Stand:
Am Ende hatte Berlins Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kaum noch eine andere Wahl: Tom Erdmann ist am Freitag von seinem Amt zurückgetreten. Dies teilte er am Nachmittag in einer Mail den Mitgliedern mit. Dem Tagesspiegel liegt seine Erklärung vor.
„Lücken können nur geschlossen werden, wenn man sie auch wirklich freimacht. Ich erkläre daher heute meinen sofortigen Rücktritt vom Amt des Vorsitzenden der GEW Berlin und mache den Weg frei für die Wahl einer/eines neuen Vorsitzenden“, schrieb Erdmann an die „lieben Kolleg*innen“.
Der Druck war täglich größer geworden, nachdem diese Woche seine Rolle in einer Art Abhör-Affäre bekannt geworden war. Wie der Tagesspiegel exklusiv berichtet hatte, war erwiesen, dass Erdmann den von einem anderen Gewerkschafter illegal angefertigten Ton-Mitschnitt aus einer GEW-internen Sitzung nicht nur gespeichert, sondern auch weitergegeben hatte. Beides ist strafbar.
Er sei mit dem ihm anonym zugeschickten Mitschnitt „nicht so professionell umgegangen, wie man es von einem Vorsitzenden zu Recht erwartet“, schildert er den Vorgang in seiner Mail an die Mitglieder.
Zunächst hatte der Gewerkschafter angenommen, sich für seinen Rücktritt bis zur regulären Landesdelegiertenversammlung (LDV) im November Zeit lassen zu können. Diese Annahme war falsch, wie sich bald herausgestellt hatte.
Denn in den Bezirksleitungen wurden Vorbereitungen für die Einberufung einer außerordentlichen LDV getroffen. Bereits vor dem GEW-Sommerfest am kommenden Dienstag sollten Unterschriftenlisten ausliegen. Es sei absehbar gewesen, dass genügend Voten für eine vorgezogene Sitzung des wichtigsten Gewerkschaftsgremiums zusammenkämen, hieß es am Freitag.
Wann Erdmanns Nachfolge gewählt wird, ist noch nicht bekannt.
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