
© Getty Images/Anton Vierietin
Wettbewerb sucht Berlins beste Redaktionen: „Schülerzeitungen sind wichtig für die Schulkultur“
Bis zum 15. November läuft die Bewerbungsfrist für den Berliner Schülerzeitungswettbewerb. Worauf es dabei wirklich ankommt und wieso Schülerzeitungen mehr Aufmerksamkeit verdienen, erklärt Tobias Westphal von der Jugendpresse.
Stand:
Herr Westphal, seit vielen Jahren werden beim Berliner Schülerzeitungswettbewerb die besten Zeitungen der Stadt ausgezeichnet. Sie sind als Vorsitzender der Jugendpresse Berlin-Brandenburg Teil der Jury. Was macht denn eine gute Schülerzeitung aus?
Tobias Westphal: Eine gute Schülerzeitung zeichnet in meinen Augen aus, wenn man sieht, dass die Schüler:innen selbst Hand angelegt haben – wenn motivierte und engagierte Menschen dahinterstehen.
Die Wettbewerbsjury achtet auf verschiedene Dinge: Zum Beispiel die Themenvielfalt – dass sowohl Themen direkt vom Schulhof kommen als auch Texte darüber hinausblicken. Außerdem achtet sie auf die Qualität der Texte, ob die verschiedenen Textsorten stilsicher eingehalten wurden und darauf, ob das Layout ansprechend gestaltet ist und auch selbst gemachte Fotos genutzt werden.
Viele Zeitungen haben ihre eigenen Schwerpunkte, Dinge, die sie besonders gut können. Ich würde allen jungen Redaktionen raten, sich selbst auszuprobieren und das zu machen, was ihnen selbst wichtig ist.
Warum sind Schülerzeitungen so wichtig?
Schülerzeitungen sind Orte für junge Menschen, um sich an gesellschaftspolitischen Prozessen zu beteiligen und dabei ihre Meinung zu sagen. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass Schülerzeitungen gelebte Demokratiebildung an Schulen sind. Es sind Orte, wo Menschen zusammenkommen. Damit sind Schülerzeitungen wichtige und wertvolle Bildungsorte. Sie schaffen Kontexte, die man im Unterricht so gar nicht schaffen kann. Es ist etwas Einzigartiges, dass Schüler:innen so zusammenkommen und etwas eigenständig von sich aus gestalten.

© privat
Dieses Engagement wird beim Berliner Schülerzeitungswettbewerb jedes Jahr ausgezeichnet. Wie funktioniert der Wettbewerb genau?
Bis zum 15. November können sich Redaktionen mit ihren Ausgaben beim Schülerzeitungswettbewerb bewerben. Im Januar gibt es eine feierliche Preisverleihung. Wir vergeben Hauptpreise an die jeweils besten Zeitungen verschiedener Schulformen. Und Sonderpreise, mit denen wir Texte, die sich besonders gelungen mit einem bestimmten Thema auseinandersetzen, auszeichnen – zum Beispiel zu Europa, dem Schulessen oder dem Miteinander in der Schule. Die Sieger:innen des Wettbewerbs im Land Berlin nehmen automatisch am Bundeswettbewerb teil und erhalten, wenn sie dort erfolgreich sind, eine Einladung zur Preisverleihung in den Bundesrat.
Was ist das Ziel des Schülerzeitungswettbewerbs?
Das Ziel ist zum einen, Medienbildung an die Schulen zu bringen und entsprechende Angebote zu stärken. Zum anderen, Schülerzeitungen über den Schulhof hinaus sichtbar zu machen. Und in der Stadt Bewusstsein dafür zu schaffen, wie wichtig Schülerzeitungen für die Schulkultur sind. Schülerzeitungen sind ein elementarer Teil der Schülerbeteiligung, denn dort können Schüler:innen sich selbst mit Themen auseinandersetzen, die sie interessieren und Geschehnisse kritisch hinterfragen.
Der Schülerzeitungswettbewerb ist aber auch ein toller Ort, um andere Schülerzeitungsmacher:innen kennenzulernen und sich untereinander zu vernetzten. Die Redaktionen können sich dort austauschen, voneinander profitieren und miteinander wachsen. Ich kenne heute noch viele Redakteur:innen aus meiner Schülerzeitungszeit.
Es gibt Zeitungen, die immer wieder Preise gewinnen. Was macht diese Schülerzeitungsredaktionen aus?
Eine besondere Kreativität. Man merkt, wenn sich Redakteur:innen voll reinhängen und dafür brennen. Und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit: Von sich heraus ein Redaktionskonzept zu entwickeln und langfristig zu planen.
Wir möchten aber alle Redaktionen zur Teilnahme am Wettbewerb ermutigen. Besonders freuen wir uns, wenn Newcomer:innen ihre Zeitungen einsenden. Häufig reicht es beim ersten Versuch noch nicht für einen Hauptpreis. Wenn wir aber merken, wie intensiv die Schüler:innen an der Zeitung gearbeitet haben, vergeben wir gerne auch einen Extrapreis als Förderung. In jedem Fall lohnt sich die Teilnahme.
Sie haben gerade angesprochen, wie wichtig Struktur und Kontinuität für Schülerzeitungsredaktionen sind. Das ist oft nicht ganz leicht, wenn erfahrene Redakteur:innen nach ihrem Abschluss die Schule verlassen. Aber auch, weil jegliche Redaktionsarbeit ehrenamtlich nach Schulschluss stattfindet und die finanziellen Ressourcen sehr begrenzt sind. Wie kann da eine gute Redaktionsarbeit gelingen?
Der Kern von ehrenamtlichem Engagement ist, dass man dafür brennt. Das Wichtigste ist, glaube ich, dass die Schüler:innen freie Hand haben und sich in ihrer Schülerzeitung selbst ausprobieren können. Dann entwickelt man automatisch eine Begeisterung für die Arbeit. Und wenn man Spaß an der ehrenamtlichen Arbeit hat, entwickelt man gerne die eigenen Angebote weiter und verbessert sein Zeitmanagement. Der Prozess macht ja genauso viel Spaß. Nichts läuft völlig reibungslos ab, aber nur so wächst man über sich hinaus.
Wenn es eine Sache gäbe, die Sie sich für die Schülerzeitungen in Berlin wünschen könnten, was wäre das?
Schulen sollten Schülerredaktionen Freiraum lassen und sie dabei unterstützen, eigenständig Zeitungsarbeit zu machen. Schüler:innen muss die kreative Möglichkeit gelassen werden, eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Auf der anderen Seite muss viel stärker bei Politik und Verwaltung ankommen, wie wichtig Schülerzeitungen für die Demokratiebildung an Schulen sind. Das muss gefördert werden, zum Beispiel durch mehr finanzielle Unterstützung. Es gibt noch vieles, was man tun kann, um Schülerzeitungen als Orte der selbstständigen Demokratiebildung an Schulen zu stärken.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false