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Christoph Sens-Schönfelder ist Geophysiker und Seismologe. Er arbeitet am Deutschen Geoforschungszentrum des Helmholtz-Zentrums in Potsdam.

© privat

Zeitungs- und Schulprojekt: „Der spannendste Teil meiner Arbeit sind die Expeditionen“

Für das medienpädagogische Projekt „Jugend und Berufe der Zukunft“ hat eine Schülerin aus Lichterfelde einen Geophysiker interviewt

„Jugend und Berufe der Zukunft“ ist ein medienpädagogisches Projekt, das von der Dr. Hans Riegel-Stiftung, Bonn, initiiert worden ist. Es findet in Kooperation mit Schulen der Region und dem Tagesspiegel statt. Schülerinnen und Schüler lesen im Unterricht den „Tagesspiegel“ und recherchieren selbst zu Berufen der Zukunft. Ziel ist es, Jugendliche für so genannte MINT-Berufe zu begeistern, also Berufe, die auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik basieren („MINT“).

Der folgende Beitrag stammt von der jahrgangsgemischten Klasse A13 der Anna-Essinger-Gemeinschaftsschule in Lichterfelde. Ylva Richter (achte Jahrgangsstufe) hat den Geophysiker Christoph Sens-Schönfelder vom Geoforschungszentrum Potsdam interviewt.

Welchen Beruf üben Sie aus?

Ich bin Geophysiker und arbeite in der seismologischen Forschung.

Wie würden Sie Ihre Arbeit beschreiben?

Mein Arbeitsplatz ist in einem größeren Forschungsinstitut mit etwa tausend Mitarbeitern. Da gibt es sehr verschiedene Tätigkeiten. Ich arbeite hauptsächlich an meinem Computer, entweder alleine oder mit Kollegen und Studenten, und analysiere Daten, entwickle Theorien oder schreibe unsere Ergebnisse auf. Ich fahre zu Konferenzen, um die Ergebnisse meiner Forschung mit Kollegen zu besprechen. Der spannendste Teil sind aber die Expeditionen, bei denen wir seismologische Instrumente aufbauen, um die Erde und Erdbeben zu untersuchen.

Welche Arbeiten müssen Sie verrichten?

Ich muss Projektanträge schreiben, um Geld für unsere Projekte zu bekommen, damit wir neue Feldexperimente unternehmen können oder Studenten bezahlen können, mit denen wir unsere Daten auswerten. Wenn wir die Projekte bewilligt bekommen und durchführen, muss ich Berichte über die Arbeit schreiben.

Mit welchen Materialien arbeiten Sie?

Ich arbeite hauptsächlich mit meinem Laptop. Wenn ich auf Dienstreisen bin, arbeite ich auch mit seismologischen Messinstrumenten.

Was muss man in Ihrem Beruf besonders gut können?

Man muss rechnen, programmieren, denken und Englisch sprechen können.

Welchen Schulabschluss muss man haben?

Man muss studieren und braucht dafür das Abitur.

Wie lange ist die Ausbildung?

Das Studium dauert fünf Jahre. Danach habe ich weitere drei Jahre promoviert.

Wie sind Ihre Arbeitszeiten?

Meine Arbeitszeiten sind recht flexibel. Im Durchschnitt sind es acht Stunden am Tag. Wenn ich auf eine Expedition fahre, sieht das natürlich anders aus. Dann Arbeiten wir meist den ganzen Tag oder viel weniger, wenn das Wetter schlecht ist.

Warum haben Sie sich für Ihren Beruf entschieden?

Ich habe mich in meiner Jugend sehr für Physik interessiert, wollte aber auf einem Gebiet arbeiten, das einen Bezug zu unserem Leben hat. Da schien mir das Thema „Physik der Erde“ sehr attraktiv.

Haben Sie ein Lebensmotto oder eine Weisheit für Bewerberinnen und Bewerber in ihrem Beruf?

Ich versuche mich immer an die Devise zu halten „Es ist nie zu spät“. Das bewahrt einen vor trägen Ausreden. Man sollte sein Handeln und auch vergangene Entscheidungen fortwährend hinterfragen und sich nicht scheuen sie zu korrigieren, wenn sie sich als falsch erweisen.

Zu welchem Fachbereich gehört Ihre Institution?

Mein Forschungszentrum beschäftigt sich mit der „Festen Erde“, also mit der Erdoberfläche, der Gebirgsbildung, Tektonik und Erdbeben bis hin zum Aufbau der tiefen Erde mit dem Mantel und dem Erdkern.
Was ist die Zielsetzung der Institution?

Mein Forschungszentrum gehört zur Helmholtz-Gemeinschaft. Das Ziel der Gemeinschaft ist es, zu den drängenden Herausforderungen unserer Zeit einen Beitrag zu leisten.

Wie hoch ist der Frauenanteil im Verhältnis zu den männlichen Mitarbeitern?

Gut 40 Prozent der Belegschaft und rund 36 Prozent der wissenschaftlichen Belegschaft sind Frauen.

Spielt die Frauenquote eine Rolle?

Ja, weil wir ein sehr unausgeglichenes Verhältnis der Geschlechter haben. Wir habe ein klares Konzept, um unsere Diversität zu erhöhen – also in erster Linie, um mehr Frauen einzustellen. Das ist aber nicht ganz einfach bei uns, weil schon in den Studiengängen weniger Frauen als Männer eingeschrieben sind.

Welche Aussichten geben die Beschäftigten an ihrem Forschungszentrum ihrer Tätigkeit im Hinblick auf die Zukunft?

Ich denke, wir alle halten die Forschung an unserer Erde für sehr wichtig für die Zukunft unserer Gesellschaft. Die globalen Herausforderungen durch die wachsende Weltbevölkerung, die Zerstörung, der Umwelt und die Klimakatastrophe erfordern eine genaue Kenntnis unserer Erde. Dazu können wir beitragen.

Die Schüler:innen der Anna-Essinger-Schule haben noch weitere Interviews geführt: Konrad Glass sprach mit einer Mathematik- und Informatiklehrerin, und Amira Latif und Josefina Kaulbach haben einen Architekten interviewt.

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