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Prävention: Zwangsehen sollen Thema im Klassenzimmer werden

Ein Leitfaden der Bundesregierung soll Schulen im Umgang mit dem Thema Zwangsverheiratung helfen.

Manche Einwanderereltern drängen ihre Kinder in eine arrangierte Ehe, damit sie jungfräulich in die Ehe gehen und die Familienehre nicht gefährden. Auch der Versuch, ein homosexuelles Kind durch eine Heirat zu ,kurieren‘, kann eine Rolle spielen. Pünktlich vor den Sommerferien, aus denen jedes Jahr einige Schüler unfreiwillig verheiratet oder gar nicht mehr wiederkehren, erscheint nun ein „Leitfaden für Schulen im Umgang mit Zwangsverheiratungen“, der im Internet bei der Bundesregierung bestellt werden kann.

„Pädagogen kommt bei der Prävention von Zwangsehen eine Schlüsselrolle zu“, so die Autoren. Das Klassenzimmer sei für manche Betroffene der einzige Raum, in dem sie ihren Hilferuf äußern könnten. Die Handreichung gibt Anregungen, wie das Thema im Unterricht aufgegriffen werden kann, und bietet einen Fragebogen für das Kollegium, um herauszufinden, ob das Problem in der eigenen Schule virulent ist.

Wie viele Jugendliche jedes Jahr von Zwangsehen bedroht sind, ist unklar. In Berlin zählten die zuständigen Behörden 2007 rund 380 bekannt gewordene Fälle und gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Dabei handelte es sich nicht nur um türkische und arabische Mädchen, die Betroffenen stammten auch aus Albanien, Südostasien oder anderen Regionen. Eine aktuelle Studie sei erst wieder im kommenden Jahr zu erwarten, sagt Petra Koch-Knöbel, Gleichstellungsbeauftragte von Friedrichshain-Kreuzberg. „Wir beobachten jedoch eine Zunahme der Fälle.“ Vermutlich, weil die Beratungsstellen bekannter geworden sind. Der „Berliner Arbeitskreis gegen Zwangsehen“, ein Bündnis aus 15 Anlaufstellen, stellt ebenfalls Material für Schulen zur Verfügung. Ferda Ataman

Der „Leitfaden für Schulen im Umgang mit Zwangsverheiratungen“ kann per E-Mail bestellt werden: as@bk.bund.de

Ferda Ataman

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