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Berlin: Schwarz gefahren, Gold gewonnen

Mit seiner Bewerbung für ein Filmstudium hatte Albert Kitzler keinen Erfolg, dem Kino blieb er dennoch treu. Der Berliner Anwalt produzierte Pepe Danquarts Oscar-prämierten Kurzfilm „Der Schwarzfahrer“

Ganz hinten an der Wand hängt es, wie ein Familienfoto. Albert Kitzler ist drauf zu sehen, Pepe Danquart, ein paar andere und – Oscar. Ja genau, der Oscar, der wichtigste Filmpreis der Welt. Der Berliner Regisseur Pepe Danquart gewann ihn vor zehn Jahren für den Kurzfilm „Der Schwarzfahrer“, Albert Kitzler war der Produzent. Damals war er nur im Nebenberuf Anwalt, jetzt ist er es wieder im Hauptberuf. Spezialisiert ist er natürlich auf Filmrecht. Vermutlich ist er der einzige Anwalt, der Oscar-Preisträger ist.

Seit Jahresbeginn arbeitet der 48-Jährige bei Lovells, einer weltweit operierenden Großkanzlei, deren Berliner Sitz an der Schlüterstraße ist. Kitzlers Büro wirkt allerdings ein wenig wie das eines Berufsanfängers. Es ist recht klein und nicht gerade hell, an den Wänden hängen Plakate der Filme, die Kitzler produziert hat: „Der Strand von Trouville“, „Dealer“, der Kinderfilm „Emil und der kleine Skundi“. Insgesamt hat er mehr als 20 Filme produziert, meist internationale Koproduktionen. Mehr was für Cineasten als für die Massen.

Was macht ein Produzent? „Er trägt wirtschaftlich und rechtlich die Verantwortung“, sagt Kitzler. Der Produzent lese viele Drehbücher, suche sich seine Projekte aus, beschaffe das Geld, bestimme den Entstehungsprozess des Films mit. Auch den künstlerischen Prozess könne der Produzent beeinflussen. Er muss schließlich auch im Sinn haben, dass er sein Geld wieder reinbekommt.

Die Zigarrenkiste auf dem Schreibtisch ist voll mit Visitenkarten, alle bei der Berlinale eingesammelt. „Es ist schön, wieder zurück zu sein“, sagt der Jurist, der zwischen den Welten wandelt – und auf der Welt. Kitzler war ein paar Jahre unterwegs, viel in Südamerika, neben Deutsch kann er fließend Englisch, Französisch und Spanisch, dazu Italienisch und Portugiesisch. In einer zweijährigen Auszeit hat er über neue Projekte nachgedacht und sich um seine kleine Tochter gekümmert. Die Lebensgefährtin hat er aus Paris mitgebracht, sie ist Italienerin.

Die ungewöhnliche Karriere verlief nicht immer ganz glatt. „Meine große Leidenschaft war Regie“, sagt Kitzler. Er hatte sich 1987 für ein Filmstudium an der DFFB (Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin) beworben, wurde aber abgelehnt. Kurz darauf verlegte er sich aufs Produzieren – und übernahm auch Projekte der DFFB-Absolventen.

Zu Lovells kam Kitzler wegen Leo Kirch. Die Kanzlei war im Sommer 2002 damit beauftragt, vor der Übernahme der Kirch Media eine so genannte Due Diligence vorzunehmen. Damit ist gemeint, sich das Innere der Firma anzuschauen, um ihren Wert einschätzen zu können. Da es hier auch um den Wert des Filmstoffs ging, wurden drei auswärtige Anwälte zugezogen, die sich in der Branche auskannten, darunter Kitzler. Der hatte seine zweijährige Auszeit gerade hinter sich. Nach dem Kirch-Deal, also dem Verkauf von Kirch an den Unternehmer Haim Saban im vergangenen Sommer, machte Lovells den Kitzler-Deal, holte also den Film-Mann an Bord.

Vielleicht muss man sich ein bisschen treiben lassen, damit sich die Dinge fügen können wie hier. Den Regisseur Pepe Danquart hat Kitzler in einer Freiburger Kneipe kennen gelernt. Danquart erzählte ihm die kuriose Geschichte vom Schwarzfahrer und fragte, ob Kitzler den Film nicht produzieren wolle. Das Happy End ist bekannt – Oscar.

Fatina Keilani

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