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Die VLB ist unter anderem für die Ampelsteuerung verantwortlich. Sie soll in Zukunft effektiver arbeiten.

© Thilo Rückeis

Sicherer Hauptstadtverkehr: Warum die Verkehrslenkung Berlin aufgelöst wird

Gutachter attestieren der VLB: Die Behörde ist gescheitert. Sie wird nun in die Verkehrsverwaltung eingegliedert. Die Analyse fällt schonungslos aus.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Verkehrslenkung Berlin (VLB), die zu den unfähigsten Behörden der Stadt gehört, soll aufgelöst werden. Ein Organisationsgutachten, das vor zwei Jahren in Auftrag gegeben und jetzt dem Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses vorgelegt wurde, empfiehlt radikale Reformen. Dazu gehört auch, dass die bisher eigenständige Behörde zu einer Abteilung der Verkehrsverwaltung des Senats herabgestuft wird. Offenbar soll die VLB an die kurze Leine genommen werden.

Die Umsetzung von Wünschen und Vorstellungen der Senatsverwaltung sei bisher „erstaunlich schwierig und umständlich“ gewesen, steht in dem 376 Seiten starken Gutachten. Die Änderung an kleinen Stellschrauben in der Behörde werde nicht zu einer dauerhaften Lösung der Probleme führen. Die Arbeit der Verkehrslenkung müsse „klarer, eindeutiger, schnittstellenärmer, weniger verwoben, transparenter und weniger abhängig von einzelnen Akteuren“ werden.

Zuständig ist die VLB beispielsweise für die Ampelsteuerung, die Verkehrssicherheit auf der Straße, die Genehmigung von Busspuren, die Verkehrsführung an Baustellen, für die Genehmigung von Schwertransporten, aber auch von Filmdreharbeiten und Großveranstaltungen im öffentlichen Straßenraum.

Dabei habe sich die Behörde „über Jahre hinweg einen schlechten Ruf erarbeitet“, urteilen die externen Gutachter. Dieses Stigma wieder loszuwerden, sei eine Herkulesaufgabe. Wobei die VLB nicht allein für die Probleme verantwortlich gemacht wird. So sei ihre Stellung zwischen Verkehrsverwaltung und Bezirken eine strukturelle Schwäche, ihr fehle auch deshalb eine „natürliche Autorität“.

Das behördeninterne Klima und die Führungskultur werden im Gutachten schonungslos kritisiert. Die Rede ist von „unpassender Ton- und Wortwahl“, mangelnder Wertschätzung, fehlender "Leitungsbereitschaft" und einer „gering ausgeprägten Fehlerkultur“. Selbst kleinste Dinge, etwa die Anschaffung von Materialien, führten zu „erstaunlich langen Prozessen“ und viele Beschäftigte, die teilweise in baufälligen Räumlichkeiten untergebracht seien, fühlten sich vernachlässigt. Es gebe eine Mentalität der Abschottung und die Tendenz, alles bis ins Kleinste regeln zu wollen anstatt lösungsorientiert vorzugehen, so die Gutachter.

VLB hat seit drei Jahren Führungsprobleme

Damit alles besser wird, haben die externen Berater (ein Konsortium der Firmen Avantago Consulting und Durth Roos Consulting) 58 Empfehlungen vorgelegt, die von der Senatsverwaltung für Verkehr nach eigenem Bekunden teilweise schon umgesetzt wurden oder noch abgearbeitet werden. Die empfohlene Auflösung der Behörde steht noch bevor. Der Grünen-Verkehrsexperte Harald Moritz wies am Mittwoch daraufhin, dass seine Partei seit Jahren fordere, die VLB als eigenständige Einrichtung aufzugeben. „Es ist daher begrüßenswert, sie als neue Abteilung in der Senatsverwaltung anzusiedeln.“

Das könne auch helfen, endlich wieder einen Chef für die Verkehrslenkung zu finden, sagte Moritz dem Tagesspiegel. Die 2004 gegründete Verkehrslenkung hat seit drei Jahren Führungsprobleme. Damals hatte der frühere Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) den langjährigen Behördenleiter Jörg Lange vor die Tür gesetzt und den Ex-Geschäftsführer der Berliner Stadtgüter, Peter Hecktor, als Nachfolger bestimmt. Ihm folgte im Sommer 2017 Axel Koller nach, der vorher das Straßen- und Grünflächenamt in Friedrichshain-Kreuzberg leitete. Aber Koller hielt nur bis April dieses Jahres durch – eine Ausschreibung der Stelle wurde mangels geeigneter Bewerber stillschweigend abgebrochen.

Insgesamt könnte ein erfolgreicher Neuaufbau der VLB eine Blaupause für andere gescheiterte Behörden unserer Stadt liefern. Bedarf dafür besteht jedenfalls.

schreibt NutzerIn heiko61

Unterbringung im ehemaligen Flughafengebäude Tempelhof?

Deshalb musste Verkehrs-Staatssekretär Jens-Holger Kirchner die Behördenleitung provisorisch übernehmen. Wegen einer schweren Erkrankung kann er diese Aufgabe aber seit Monaten nicht mehr wahrnehmen. Die Eingliederung der VLB in die Verkehrsverwaltung des Senats hätte auch den Charme, dass der dann zuständige neue Abteilungsleiter (Besoldungsstufe B 4) viel besser bezahlt würde als der bisherige Chef der VLB-Behörde (B 2). Aber es geht künftig nicht nur um eine neue Führung und effektivere Arbeitsstrukturen.

So empfehlen die Gutachter auch eine „moderate Aufstockung des Personalbestands“ (derzeit 125), außerdem sei die „IT-Performance ein vorrangig zu lösendes Problem“. Gefordert wird ebenfalls ein zentraler Standort. Gedacht ist an eine Unterbringung der gesamten Verkehrslenkung im ehemaligen Flughafengebäude Tempelhof. Allerdings blieben die Verhandlungen mit der Tempelhof Projekt GmbH über die Anmietung von Räumen bisher erfolglos.

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