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Figur der Justitia am Landgericht Berlin.

© imago/Schöning/IMAGO/Schoening

„Sie belügen sich selbst“: Tochter und Nichte in Berlin missbraucht – Mann rechtfertigt Tat mit Hobby

Ein Vater soll vor rund 20 Jahren seine Tochter und später seine Nichte missbraucht haben. Er schiebt es vor Gericht auf eine „Foto-Macke“.

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Seine Tochter war fünf Jahre alt, als er sie zum ersten Mal missbraucht haben soll. Rund 20 Jahre später steht der 52-Jährige vor dem Berliner Landgericht. Acht sexuelle Übergriffe auf seine Tochter zwischen Oktober 2005 und März 2006 werden ihm zur Last gelegt. Zudem soll er im Januar 2024 seine damals zwölfjährige Nichte missbraucht haben. Er schob es auf sein Hobby. „Ich fotografiere alles“, sagte der Angeklagte am Montag. „Es war bescheuert, dass ich das auf meine Tochter übertragen habe.“

Das Mädchen hatte die Aufnahmen, die sie unbekleidet und in sexualisierten Posen zeigen sollen, wohl verdrängt oder als „Geheimnis“ verschwiegen. Erst im Februar 2024 kam es zu einer Anzeige gegen den Vater. Erstattet wurde sie durch die Familie seiner Nichte. Als die Zwölfjährige auffällige Fragen stellte, kam es zum Verdacht und zur Strafanzeige. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung wurden auch Fotos gefunden, die Übergriffe auf seine Tochter belegen sollen.

Er habe damals „viel Cannabis und Alkohol konsumiert, es tut mir leid“, erklärte der Angeklagte. Er sei ein Foto-Freak, es seien auch viele Aufnahmen mit sexuellem Bezug gewesen – „es ging mir nur um die Fotos, nicht zur Veröffentlichung“. Zu seiner Tochter habe er ein gutes Verhältnis. Die Vorwürfe hätten allerdings dazu geführt, dass er, der einst im Bereich Marketing tätig war, derzeit arbeitslos sei.

Nichte habe angeblich nach Kuss gefragt

Der Angeklagte schien zu bagatellisieren, der Richter reagierte mit deutlichen Worten: „Sie haben nicht nur Fotos gemacht. Sie haben sie angefasst und sie veranlasst, etwas zu tun. Sie belügen sich selbst.“ H. wiederholte: „Ich habe eine Foto-Macke.“ Der Richter konterte: „Sie haben ein Problem.“ H. gab zu: „Es war alles falsch.“ Der Richter brachte es auf den Punkt: „Es war strafbar.“

Bilder sollen das kleine Mädchen in deutlichen Posen zeigen, in zwei Fällen habe sie dabei nur High Heels getragen. H. habe Nahbildaufnahmen gefertigt, heißt es in der Anklage. Er habe das Kind im Intimbereich angefasst. Es sei in seiner Wohnung in Charlottenburg geschehen. Anfang 2024 habe er zunächst ein „Kuss-Video“ mit seiner Nichte angefertigt, sie dann sexuell berührt.

„Sie wollte, dass ich sie küsse“, erklärte nun der Onkel. Für ein Video. Er habe „blöderweise mitgemacht“. Er sei bei dem Geschehen – entgegen der Anklage – „komplett angezogen“ gewesen. Es seien „ganz kurze Momente“ gewesen. Der Prozess geht am Mittwoch weiter.

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