
© Sana Klinikum/Screenshot: Tagesspiegel
Sie wollten nicht warten: Haftstrafen für Brüder nach brutaler Attacke auf Klinikpersonal in Berlin
Drei Brüder griffen einen Arzt und einen Pfleger in einer Klinik an, weil sie warten sollten. „Absolut unverständlich“, hieß es nun im Urteil gegen zwei der Männer.
Stand:
Die Szenen machen fassungslos, sie sorgten für Aufsehen: In der Rettungsstelle des Sana Klinikums in Lichtenberg gingen drei Brüder auf Klinikpersonal los, verletzten einen Arzt und einen Pfleger. Zwei der Männer hatten vor dem Amtsgericht Tiergarten jeweils einen Faustschlag gestanden und um Entschuldigung gebeten. Sie erhielten am Dienstag Gefängnisstrafen wegen tätlichen Angriffs auf Rettungskräfte und gefährlicher Körperverletzung.
Zwei Jahre und vier Monate Jugendstrafe ergingen gegen Ljubomir T., inzwischen 22 Jahre alt. In die Strafe wurde eine frühere Verurteilung einbezogen, die nur zwei Wochen vor dem Geschehen in der Klinik gegen den jungen Mann verhängt worden war. Gegen den älteren Bruder Darko T. verhängte das Gericht ein Jahr und sechs Monate Haft ohne Bewährung. Auch der 26-Jährige ist vorbestraft und stand unter Bewährung.
Der Angriff auf Menschen, die helfen sollten, sei „absolut unverständlich“, sagte die Vorsitzende Richterin. „Es ging ihnen nicht schnell genug.“ Ein Chirurg erlitt durch einen Faustschlag ins Gesicht eine blutende Wunde am Auge, ein Krankenpfleger ging zu Boden und erlitt unter anderem eine Gehirnerschütterung. „Wir machen euch platt“, hätten die Angreifer gedroht.
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Der dritte Schläger ist verschwunden
Außer Ljubomir T. und seinem Bruder Darko T. sollte eigentlich auch ein 17-Jähriger wegen tätlichen Angriffs auf Hilfeleistende einer Notaufnahme sitzen. Doch der jüngste Bruder sei „unbekannten Aufenthalts“, hieß es am Rande der Verhandlung. Vermutet wird, dass er sich in die serbische Heimat der Familie abgesetzt hat.
40 Minuten nach Jahreswechsel waren sie am 1. Januar 2024 in der Notaufnahme erschienen. Ljubomir T. hatte sich bei ihrer Feier an einem kaputten Schnapsglas verletzt. In der Klinik erfolgte schnell eine Erstversorgung mit einem Druckverband. Der Arzt würde gleich kommen, wurde signalisiert. Der Chirurg allerdings musste sich zunächst um dringendere Notfälle kümmern.
Faustschläge gegen den Kopf
Das Warten aber passte den Brüdern nicht. „In Verletzungsabsicht“ hätten sie den Arzt und einen 33-jährigen Pfleger angegriffen. Mitglieder der Familie hätten dem Mediziner Faustschläge gegen den Kopf versetzt, der 17-Jährige habe den Pfleger mit einem Fausthieb zu Boden gestreckt. Dritte mussten eingreifen.
Die Tat lässt einen sprachlos zurück“
Der Anwalt des verletzten Arztes im Strafverfahren gegen zwei Schläger.
„Der Anlass war absolut nichtig“, sagte der Staatsanwalt und forderte Gefängnisstrafen. Auch die Anwälte der beiden Nebenkläger aus der Klinik sprachen sich für „konsequente Strafen“ aus. „Die Tat lässt einen sprachlos zurück“, sagte der Vertreter des Arztes.
Die Verteidiger sahen das Verhalten ihrer Mandanten in einem anderen Licht. Nicht sie seien damals treibende Kraft gewesen, sondern ein älterer Verwandter und der 17-Jährige. Ein Schlag des damals betrunkenen Ljubomir T. habe nicht getroffen. Darko T. habe sich „von der Emotion treiben lassen“ und einmal zugeschlagen. Die Verteidiger beantragten Bewährung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
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