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Berlin: Sinnlose Gewalt? Vier Elite-Polizisten vor Gericht

Angeklagte sollen überwältigten Räuber misshandelt haben

Die jugendlichen Räuber kamen nicht weit. Als die beiden 19-jährigen Gangster bewaffnet und maskiert einen Supermarkt in Reinickendorf überfallen wollten, wurden sie bereits von einem Spezialeinsatzkommando (SEK) erwartet. Die Elitepolizisten sahen die Waffe in der Hand von Juan G. Sie zögerten nicht. Wenig später lag der Jugendliche gefesselt in einem Hausflur – mit einer Schussverletzung an der Hüfte und Verletzungen im Gesicht. Der Täter fühlte sich nun als Opfer unbegründeter Polizeigewalt und erstattete Anzeige. Seit gestern müssen sich die vier Beamten wegen Körperverletzung im Amt vor Gericht verantworten.

Ein 37-jähriger Beamte gab zu, am Morgen des 7. Mai 2001 „ungezielt in vollem Lauf aus der Hüfte“ auf Juan G. geschossen zu haben – weil der Räuber mit einem Revolver in der Hand auf ihn zugerannt sei. „Er oder ich“, habe er gedacht, sagte der Schütze und berief sich auf Notwehr. Den drei Mitangeklagten wird vorgeworfen, G. durch zahlreiche Tritte und Schläge misshandelt zu haben, als er bereits wehrlos am Boden lag. Die Beamten im Alter von 30, 34 und 35 Jahren schwiegen zwar am ersten Prozesstag. Einer der Anwälte aber erklärte: „Sie waren überrascht und erschüttert über die Vorwürfe.“

Die inzwischen zu Bewährungsstrafen verurteilten Räuber sollen einer Gruppierung angehört haben, die bei ihren Überfällen Menschen in Todesangst versetzte. Die Polizei hatte sie zuvor observiert. Die SEK-Beamten sind nach Angaben eines Verteidigers wie bei solchen Einsätzen üblich vorgegangen: „Schlagartiges, fast überfallartiges Eingreifen, damit der Täter keine Zeit für Gegenwehr hat und gefesselt werden kann.“ Ein „körperlicher Zugriff“ sei dabei unerlässlich. Die Beamten seien energisch, aber im Rahmen ihrer Befugnisse gegen den Gewalttäter vorgegangen. Am Mittwoch soll G. als Zeuge vernommen werden.

Kerstin Gehrke

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