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Vom Auto aufs Fahrrad und wieder ins Auto. Fertig ist der Skandal.

© Foto: Dominik Butzmann

Skandalöse Nachrichten: Mit dem Fahrrad zur A100-Eröffnung in Berlin

Die Bild-Zeitung erregt sich über die „scheinheilige“ Verkehrssenatorin Bettina Jarasch. Unser Autor ist nicht überzeugt und hat einen Gegenvorschlag.

Eine Glosse von Daniel Böldt

Als angehende:r Journalist:in lernt man irgendwann – im besten Fall gleich zu Beginn – was eine Nachricht ist. Man erfährt wie eine Nachrichtenpyramide aufgebaut ist. Kramt die W-Fragen aus der Schulzeit nochmal hervor. Lernt Neuigkeitswerte zu beurteilen und vor allem die Relevanz.

Womit wir bei Bettina Jarasch, ihrem Dienstwagen und der Bild-Zeitung wären. „Berlins scheinheilige Umwelt-Senatorin“ war am Freitagabend in dem Boulevard-Medium zu lesen. Passiert war folgendes: Die grüne Verkehrssenatorin hat einen neuen Fahrradweg eingeweiht, samt Probefahrt mit Rad.

Zu dem Termin war Jarasch jedoch mit dem Auto angereist, was die Bild-Zeitung – wir verlassen kurz die Rubrik der Nachricht – zu dem Kommentar „die Scheinheilige“ bewog. Jarasch sagte der Bild-Zeitung: „Wenn ich alle Termine mit dem Fahrrad machen würde, könnte ich nur die Hälfte davon wahrnehmen.“

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Die „Berliner Zeitung“ wiederum veröffentlichte tags drauf einen Text mit der Überschrift: „Doppelmoral? Jarasch kommt zu Fahrradtermin mit dem Auto“. Der Text besteht aus zwei Absätzen und beantwortete die Frage (alter Journalist:innentrick) natürlich nicht.

Nun soll an dieser Stelle die Medienkritik den Medienkritiker:innen überlassen werden. Was mich als Journalist, der viele Nachrichten schreibt, umtreibt, ist die Frage: Wie könnte eine Nachricht, die den Namen auch verdient, in diesem Setting aussehen?

Vielleicht so: Jarasch eröffnet den 16. Bauabschnitt der A100, indem sie mit einem SUV eine Bremsspur in den Asphalt quietscht. Zu dem Termin kommt sie mit dem Fahrrad, woraufhin sie der taz sagt: „Wenn ich alle Termine mit dem Auto machen würde, müsste ich doppelt so viele wahrnehmen.“

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