
Corona-Hilfen der Bundesregierung: So sollen kleine Festivals gerettet werden
Kleinfestivals waren bei der „Kultur-Milliarde“ des Bundes bislang außen vor. Für sie steht nun ein neues Förderprogramm in Aussicht.
Wann wird eigentlich aus einem Fest ein Festival? Wie viele Besucher braucht es? Wie viele durchgefeierte Tage? In der Corona-Pandemie wird diese müßige Frage wichtig, denn die Antwort bestimmt für viele Kulturbetriebe, ob es Hilfsgelder vom Staat gibt oder nicht. Ein internes Schreiben der Staatsministerin Monika Grütters macht nun auch kleineren Festivals Hoffnung auf finanzielle Unterstützung.
Im Sommer startete das Rettungspaket „Neustart Kultur“ der Bundesregierung, um den Musikstätten und Museen, Theatern und anderen kulturellen Einrichtungen des Landes, mit einer Milliarde Euro durch die Krise zu helfen. Bislang davon ausgenommen waren allerdings kleinere Festivals.
So konnten sogenannte „Umsonst und Draußen Festivals“ ohne Ticketverkäufe, eintägige Festivals und solche, die weniger als 900 Eintrittskarten pro Tag verkaufen, bisher keine Gelder aus dem Milliarden-Fördertopf beantragen.
Das fraktionsübergreifende Parlamentarische Clubforum sieht darin ein großes Problem. Es betont die wichtige Rolle der „schützenswerten kleinen und mittleren Musikfestivals“. Neben ihrer Nachwuchsarbeit würden diese gerade im ländlichen Raum die kulturelle Grundversorgung sichern.
Staatsministerin Monika Grütters teilte nun im Rahmen einer parlamentarischen Fragestunde mit: „Die Bundesregierung beabsichtigt im Rahmen von Neustart Kultur ein eigenes Förderprogramm für die genannten Festivals vorzulegen.“
„Der politische Wille, den kleinen Festivals zu helfen, ist da“
Caren Lay, Vize-Fraktionschefin der Linken im Bundestag und Gründungsmitglied des Clubforums, freut sich über die angekündigte Ausweitung der Förderungen für kleine Festivals: „Das wäre dringend nötig, denn sie sind bislang leer ausgegangen und stehen vor dem Ruin. Der Druck des Parlamentarischen Clubforums hat sich gelohnt!“ Gleichzeitig müssten laut Lay aber auch in diesem Jahr ausgefallene Festivals rückwirkend gefördert werden.
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Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der „LiveKomm“, dem Verband der Musikspielstätten in Deutschland, Karsten Schölermann, blickt dem Förderprogramm optimistisch entgegen. Er setzt bei der Umsetzung auf die Erfahrungen, die der Verband mit dem Programm Neustart Kultur gemacht hat.
Gleichzeitig denkt er aber auch schon an den bürokratischen Aufwand für Festivalbetreiber. „Gerade für diejenigen, die vorher noch keine Zuschüsse bekommen haben, kann die Beantragung mit Zuwendungsregelungen auf 30 Seiten überfordernd wirken. Aber da werden wir als LiveKomm mit unserer Erfahrung beraten.“
Anfang des kommenden Jahres – so ist zu hören – könnte das Programm kommen. Wann genau, und wie es im Detail aussehen wird, ist aber derzeit noch unklar. Schölermann ist aber guter Dinge: „Ich glaube, dass wir das Programm bekommen werden, denn der politische Wille, den kleinen und mittleren Festivals zu helfen, ist da.“
Marian Schuth