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Gelöbnis im Bendlerblock: Soldaten geloben heute ihre Treue

Mit einem feierlichen Gelöbnis erinnert die Bundeswehr heute an das gescheiterte Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944. Linksgerichtete Gruppen haben Proteste angemeldet.

In diesem Jahr müssen die Rekruten wieder mit Uniformjacke antreten. Angesichts der für heute erwarteten Normal-Temperaturen wird sich das Ausnahme-Gelöbnis von 2006 mit kurzen Ärmeln heute nicht wiederholen. Seit 1999 findet die feierliche militärische Zeremonie an jedem 20. Juli – dem Jahrestag des Attentats auf Hitler – am Bendlerblock in Tiergarten statt. Dies hatte der damalige Verteidigungsminister Scharping so angeordnet. Damit soll an die NS-Widerstandsgruppe um Oberst Stauffenberg erinnert werden, die am 20. Juli 1944 versucht hatte, Adolf Hitler zu töten. Im Hof des Bendlerblocks waren in der Nacht zum 21.Juli 1944 dann mehrere der Widerstandskämpfer erschossen worden.

Für die Bundeswehr gehören die Frauen und Männer des Widerstandes gegen das Nazi-Regime – mittlerweile – zu den traditionsstiftenden Vorbildern. In Berlin soll diese Zeremonie die einzige pro Jahr sein, die in der Öffentlichkeit stattfindet. Die traditionelle Gelöbnisrede hält in diesem Jahr Altkanzler Helmut Kohl. Erwartet werden 2000 Gäste, überwiegend Angehörige der Soldaten und viel Prominenz. 450 Rekruten des Wachbataillons werden heute ab 19 Uhr ihr Treuebekenntnis ablegen.

Nach den teilweise massiven Protesten von Militärgegnern in den 90er Jahren werden heute kaum Störungen erwartet. Die Polizei hat ihre Stärke auf 600 Mann reduziert, in früheren Jahren waren es bis zu 2000 Polizisten und Feldjäger. Zwar hat eine linke Splittergruppe eine Demo angemeldet, die jedoch erstmals nicht zum Appellplatz führt, sondern weg von ihm. Die „Berliner Anti-Nato-Gruppe“ erwartet unter dem Motto „Militärische Rituale verhindern“ 250 Teilnehmer, die vom Reichpietschufer durch die Potsdamer Straße bis zur Ecke Pallasstraße ziehen. Im vergangenen Jahr war der Protest sogar ganz ausgefallen. Nachdem es den Gelöbnis-Gegnern in den Jahren 1999 und 2001 mit geradezu generalstabsmäßig geplanten Aktionen gelungen war, die Zeremonie zu stören, hatten Polizei und Bundeswehr die Sicherheitsvorkehrungen verfeinert und verschärft. So hatten sich einmal zwei junge Frauen als angebliche Töchter des Verteidigungsministers Scharping in einer gemieteten Luxuslimousine zum Appellplatz chauffieren lassen und dort dann Sirenen ausgelöst. Ein anderes Mal hatten Demonstranten sich Einladungen bei Verwandten von Rekruten organisiert und so die Einlasskontrolle überwunden. Überraschend waren etwa 20 junge Leute nackt von der Tribüne auf den Appellplatz gestürmt. In diesem Jahr ist dagegen die Mobilisierung in der linken Szene nur schwach, nicht einmal die traditionelle Internetseite „geloebnix.de“ ist aktualisert worden und ruft zur Demo auf.

Autofahrer sollten dennoch den Bereich heute Abend umfahren. So wird das Reichpietschufer etwa gegen 15 Uhr gesperrt, das Schöneberger Ufer etwa gegen 18 Uhr. Ob weitere Straßen gesperrt werden, sei „lageabhängig“, hieß es im Polizeipräsidium – also wenn Störer versuchen, zum Gelöbnisplatz zu gelangen. Die Potsdamer Straße sollte bis etwa 21 Uhr wegen der Demo gemieden werden. Jörn Hasselmann

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