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Schick, aber nicht unbedingt neu. Gebrauchte Kleidung zu tauschen oder zu verschenken, ist längst salonfähig geworden.

© imago images/Westend61

Soll das ein Almosen sein?: Die Bekannte will mir ihre Jacke vermachen

Unsere Autorin erklärt, wie man mit komplizierten Situationen so umgeht, dass es keine Verstimmungen gibt. Diesmal über den Umgang mit Kleidergeschenken.

Stand:

Luise, modebewusst, fragt: Vor einiger Zeit fragte mich eine alte Bekannte, ob ich gern die Lederjacke haben möchte, für die sie selbst keine Verwendung mehr habe, weil sie ihr zu eng geworden sei. Zu der hatte ich ihr irgendwann mal ein Kompliment gemacht. Ich finde das Teil zwar sehr schön, aber das Angebot hat mich dennoch empört, und ich habe es natürlich zurückgewiesen. Zwar bin ich nicht ganz so wohlhabend wie sie, aber noch lange nicht auf Almosen angewiesen. War meine Reaktion richtig?

Elisabeth Binder antwortet: Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst immer mehr

Kann es sein, dass Sie das Angebot einfach in den falschen Hals bekommen haben? Vielleicht sind Sie aufgrund des Einkommensunterschiedes an der Stelle besonders empfindlich.

Es ist aber doch gut möglich, dass die Bekannte sich nur schwer von einem schönen Teil ihrer Garderobe trennen kann und es gern in gute Hände geben möchte, vielleicht gerade dorthin, wo sie sich jedenfalls von fern noch weiter dran freuen kann.

Die Einstellung hat sich geändert

Das wachsende Bewusstsein zu den Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit hat auch die Einstellung zur Kleidung grundlegend verändert. Das erlebt man besonders bei jüngeren Menschen, die gar nichts mehr dabei finden, gebrauchte Kleidung zu kaufen oder zu tauschen und zu tragen.

Im Internet finden Sie lauter einschlägige Anbieter oder Tauschbörsen. Dass man Sachen, die noch gut sind und einem anderen gefallen oder gut stehen könnten, einfach wegwirft, entspricht nicht mehr dem Geist der Zeit. Natürlich sind Kleiderspenden bei den großen Wohlfahrtsorganisationen immer willkommen.

Aber gerade modische Artikel werden oft nicht ganz so dringend gebraucht wie praktische, warme dicke Mäntel zum Beispiel oder flache Schuhe.

Insofern finde ich das ganz in Ordnung, dass Ihre Bekannte nach einem neuen guten Zuhause für ihre Jacke sucht. Und dass ihr das  Kompliment noch in Erinnerung ist, kann nur ein Zeichen dafür sein, dass sie sich darüber wirklich gefreut hat.

Ihr Angebot war also bestimmt gut gemeint. Wenn es Ihnen unangenehm ist, gebrauchte Kleidung zu tragen, dann sollten Sie solche Angebote freundlich ohne weitere Begründung ablehnen.

Auf keinen Fall aber sollte ein solches Angebot Ihren Zorn erregen und dazu führen, dass Sie sich beleidigt zurückziehen.

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