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Spatenstich an der A100: Neue Berliner Westendbrücke wird breiter – zum Ärger vieler Anwohner
Auch der Ersatzneubau für die abgerissene Westendbrücke wird breiter als die alte. Am Freitagnachmittag war Spatenstich für das 50-Millionen-Euro-Projekt. Im Sommer 2027 soll der Autoverkehr wieder fließen. Das ist geplant.
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Erst einmal gibt es „Lärm und Einschränkungen“. Dann aber wird alles gut. Im Sommer 2027 wird die neue Westendbrücke fertig sein und damit der Verkehr auf der Stadtautobahn A100 wieder fließen. Das versprach am Freitag Dirk Brandenburger, der Technik-Chef der Autobahn GmbH des Bundes.
Am Nachmittag wurde im Nieselnebel in Westend der Spatenstich für das 50-Millionen-Projekt gefeiert. Die Festgäste wählten drastische Worte. Es werde eine „klaffende Wunde“ im Berliner Verkehrsnetz geschlossen, sagte Brandenburger.
Für die Berliner Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) war es eine „Horrornachricht“, als sie im Frühjahr dieses Jahres von der Sperrung der A100-Brücken erfuhr. Doch dank schneller Finanzierungszusage des Bundes könne die Wunde schnell geheilt werden, sagte Staatssekretärin Claudia Elif Stutz (CDU) aus dem Bundesverkehrsministerium.
Bau der zweiten A100-Brücke hat begonnen
Zwei Monate nach dem Baustart der Ringbahnbrücke hat nun auch der Ersatzneubau für die zweite A100-Brücke begonnen. Beide Bauwerke waren im Frühjahr wegen Einsturzgefahr abgerissen worden. Trotz des etwas späteren Baustarts sollen beide Brücken zeitgleich im Sommer 2027 fertig werden.

© Jörn Hasselmann
Die neue Brücke wird wieder 240 Meter lang, aber 18 Meter breit. Das sind 40 Prozent mehr als das alte Bauwerk aus dem Jahr 1963. Die maß nur 13 Meter, wie Projektleiter Christian Rohde sagte. Der Grund: „Der Ersatzneubau berücksichtigt den heutigen Stand der Technik und die künftigen verkehrlichen Anforderungen“, so die für den Autobahnbau zuständige Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges).
Neben den drei Fahrstreifen wird künftig zusätzlich ein durchgängiger sogenannter Verflechtungsstreifen von der Einfahrt Kaiserdamm bis zur Ausfahrt Spandauer Damm entstehen, also auf kompletter Länge. Dieser diene „der Sicherheit und der Leichtigkeit des Verkehrs“, wie Brandenburger sagte.
Genau wegen dieser Verbreiterung demonstrierten Anwohner und das Kiezbündnis Klausenerplatz auf der Knobelsdorffbrücke während des Spatenstichs gegen das Vorgehen. Denn weil der Ersatzneubau in alter Lage erfolge, sei kein Planfeststellungsverfahren nötig, heißt es von der Autobahn GmbH. Damit entfallen auch Einspruchsmöglichkeiten für Umweltverbände.
Das Bündnis bemängelt wie auch der Berliner Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) einen zu geringen Lärmschutz. Lärmschutzwände werde es nicht geben, sagte Projektleiter Rohde. Diese würden auch kaum Wirkung haben, da die Westendbrücke in einer langen S-Kurve über die Gleise der Ringbahn geführt werde. Der Lärm der Autos würde sich ja nicht nur seitlich, sondern auch nach hinten und vorne ausbreiten.
Auch in dem bereits gestarteten Planfeststellungsverfahren für eine Westendbrücke waren keine Lärmschutzwände vorgesehen, betonte Rohde. Ursprünglich sollte der Neubau an anderer Stelle entstehen, dadurch hätten die aktuell strengen Umweltauflagen beachtet werden müssen. Durch die Notsperrung der weiter südlich gelegenen Ringbahnbrücke konnten beide parallel abgerissen werden und an alter Stelle neu entstehen. Die Ringbahnbrücke wird sogar 50 Prozent breiter, 24 statt 16 Meter.
Flüsterasphalt soll Lärmbelastung reduzieren
Die Deges betonte, dass Flüsterasphalt verwendet werde, erstmals auf diesem Abschnitt. Mit dieser „freiwilligen“ Maßnahme würden die Rollgeräusche vermindert und die Lärmbelastung für die Anwohner deutlich reduziert. Zusätzlich bekommen einige Häuser passiven Lärmschutz, also neue Fenster.
Beide abgerissenen Brücken stammen aus den 60er Jahren und waren für etwa 25.000 Fahrzeuge pro Tag konzipiert. Heute sind es etwa 90.000 Fahrzeuge.
Die Deges lädt die Anwohner der Westendbrücke am 15. Dezember zu einer Informationsveranstaltung ein. Diese beginnt um 18.30 Uhr in der Technischen Universität an der Straße des 17. Juni 135.
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