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Berlin: Spätheimkehrer am Westhafen

Russland gab im Krieg erbeutete historische Zeitungen zurück

Viel Arbeit für Staatsbibliothek: Die russische Regierung hat etwa 60 000 Zeitungen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert nach Deutschland zurückgegeben. Die Zeitungen waren nach dem Zweiten Weltkrieg von der Roten Armee neben anderer Kriegsbeute in die Sowjetunion mitgenommen worden. Die vier Tonnen schwere Fracht in versiegelten Containern kam gestern im Westhafen an, wo die Staatbibliothek ihre Zeitungsabteilung eingerichtet hat. Die in Pappen eingelegten Zeitungen und die Jahrgangsbände werden von den Bibliothekaren gesichtet und katalogisiert, sagt der Leiter der Abteilung Zeitungen, Joachim Zeller, beim Öffnen der ersten Kisten und Betrachten der Zeitung „Hamburgischer Correspondent" aus der Mitte des 19. Jahrhundert. Anhand von Besitzerstempeln, Signaturen und Verlustlisten werde geklärt, ob die Zeitungen der Staatsbibliothek oder einer anderen Sammlung gehören. Dann beginnt das Verteilen und die Einarbeitung in die Bestände. Wichtige Ausgaben und solche, die zu zerfallen drohen, werden verfilmt und der Forschung erhalten.

In dem auf Betreiben der Deutschen Forschungsgemeinschaft zurückgegebenen Konvolut von mehr als 700 Zeitungstiteln sind berühmte Blätter vertreten, die man kaum noch in Bibliotheken findet. Das Spektrum reicht von Frankfurter Zeitung über die Leipziger Volkszeitung und die Czernowitzer Zeitung bis zum Journal de Teheran. Papierrestauratoren werden alle Hände voll zu tun haben. Sie müssen brüchiges Zeitungspapier stabilisieren sowie Feuchteschäden und Pilzbefall beheben.

Helmut Caspar

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