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Wegen Partyumbaus geschlossen. Unter der Leitung von Mario Grünfelder wird das frühere Delicious Doughnuts in eine neue Bar verwandelt. 

© Björn Kietzmann

Legendärer Club in Mitte: Delicious Doughnuts soll als Tanzbar Dean wieder eröffnen

Das Delicious Doughnuts in Mitte ist legendär – und geschlossen. Am selben Ort öffnet aber bald eine dieser trendigen Tanzbars.

Die Fensterfronten sind mit blaugrauer Folie abgeklebt, der Gehweg ist überzogen von feinem Baustaub. Gelegentlich öffnet sich eine Tür und gibt den Blick frei ins Innere des Eckhauses an der Rosenthaler Straße in Mitte. Zu sehen sind Handwerker und Kabel und Werkzeuge, akustisch unterlegt von Maschinenlärm. Früher drang Musik nach draußen, aber das ist lange her.

Berlins Nachtleben liegt in Schutt und Asche. Zumindest vermittelt sich einem dieser Eindruck, wenn man mit Mario Grünenfelder vor dem Gebäude steht, in dem sich einst das „Delicious Doughnuts“ befunden hat. Von einem der ersten und bekanntesten Clubs der Nachwendezeit ist an diesem trüben Nachmittag nicht mehr als eine vage Erinnerung übrig: Das markante Logo über der Tür ist längst abmontiert, der Eingang an der Ecke zur Auguststraße dicht.

Ein Fossil aus den Neunzigern

Vor fast genau einem Jahr stieg im Doughnuts die letzte Party, danach wurden die roten Lichter über der Bar und der Tanzfläche endgültig ausgeknipst. Zum Schluss hatten sich Berlins Partygänger kaum noch für den Club interessiert. Nach fast zwei Dekaden schienen Konzept und Anmutung des Ladens nicht mehr zeitgemäß, amüsierte sich die sogenannte Szene lieber woanders. Das Doughnuts? Ein Relikt aus der Vergangenheit, ein Fossil aus den Neunzigern. Und das mitten im Zentrum der Stadt, in bester Lage.

Nun soll der Ort zu neuem Leben erwachen. Die Amano-Gruppe, zu der das gleichnamige Hotel schräg gegenüber und ein weiteres Haus in der Torstraße gehören, hat die Räume übernommen. Unter der Aufsicht von Mario Grünenfelder, der die hoteleigene Bar betreibt, läuft derzeit der Ausbau. Für Mitte Oktober ist die Eröffnung geplant. Mit neuem Namen und Design, mit neuem Konzept. „Dean“ soll der Laden dann heißen und ein erwachseneres Publikum ansprechen. Leute, die keine Lust mehr auf dreckige Kellerclubs, schlechte Drinks und miesen Klang haben. Die schon viel gesehen und erlebt haben, aber immer noch nicht müde sind vom Feiern, zumindest gelegentlich. Im Prinzip Leute wie Grünenfelder.

Der 40-Jährige erinnert sich noch gut an seinen ersten Besuch im Doughnuts. Zehn Jahre liegt das zurück, der gebürtige Schweizer war damals gerade nach Berlin gezogen. Aber damals ging es schon bergab mit dem Club. Der Grund? Mitte veränderte sich, legte seinen trashigen Neunziger-Jahre-Look ab und schlüpfte in schicke Gewänder. Nur das Doughnuts blieb sich treu, im Guten wie im Schlechten. „Irgendwann hatten die Leute einfach keinen Bock mehr drauf“, sagt Grünenfelder. Zum Schluss sei der Laden einfach nur noch „schäbig und durch“ gewesen. Ein ranziges Loch.

Räume werden komplett neu gestaltet

Um mit der Vergangenheit zu brechen, werden die Räume derzeit komplett neu gestaltet. Der Boden wurde rausgerissen und ersetzt, die Wände in dunklem Grau gestrichen. Für den Schallschutz gibt es eine unterarmdicke Dämmung. In den nächsten Wochen geht es ans Innendesign, der Entwurf stammt vom Architekturbüro Ester Bruzkus: eine goldene Spiegeldecke, Lamellen an den Wänden, ein schwarzer Marmortresen mit weißer Rückwand, in der Ecke eine Bühne, am gegenüberliegenden Ende eine kleine Tanzfläche mit Lounge.

Alles sehr edel, sehr hochwertig. Was das kostet? Darüber spricht man nicht, sagt Grünenfelder, aber eine sechsstellige Summe komme schnell zusammen. Langfristig soll sich diese Investition aber lohnen. „Mit dem Umbau möchte ich was erreichen. Eine klassische Bar, in die das Publikum auch in 20 Jahren noch gerne geht.“

Tanzbars statt neue Clubs

Mit dem Dean greifen Grünenfelder und sein Team zugleich einen Trend auf, der schon seit geraumer Zeit zu beobachten ist: Statt neuer Clubs eröffnen in den einschlägigen Stadtteilen immer mehr Tanzbars. Läden, die klein und überschaubar sind. In denen sich die Gäste auf einen Longdrink oder Cocktail treffen, zu fortgeschrittener Stunde aber auch tanzen können. So wie im King Size in der Friedrichstraße. Oder in der Bonbon Bar in der Torstraße. Oder im Kitty Cheng ein paar Meter entfernt. Orte wie diese sind eine Alternative zu den großen und etablierten Clubs wie Weekend oder Cookies mit ihrer teils festgefahrenen Partydynamik.

Diese Idee will Szene-Gastronom Mario Grünenfelder auch im Dean verfolgen. Einmal die Woche soll eine Live-Band spielen, donnerstags bis samstags werden DJs auflegen. Die Ausrichtung? „Tanzbare, erwachsene Musik“, sagt Grünenfelder. Funk, Soul, R’n’B, House. Das DJ-Kollektiv Jazzanova wird regelmäßig zu Gast sein. Den Ort kennen die Plattendreher noch von früher, im Delicious Doughnuts begann einst ihre Karriere. Als Revival will Grünenfelder das Engagement jedoch nicht verstanden wissen. „Die Jungs sind Freunde von mir, deshalb arbeite ich mit ihnen zusammen.“

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